Primar Furthner: Keine Alternative zur Covid-Impfung für Kinder
VÖCKLABRUCK. Auch Kinder, die gut durch eine Impfung geschützt werden könnten, sind zunehmend von einer Covid-Erkrankung betroffen. Viele Eltern sind dennoch verunsichert, dass ihren Sprösslingen mit der Immunisierung Schaden zugefügt werden könnte oder glauben, dass eine Impfung bei Kindern und Jugendlichen keinen Sinn mache. Für Primar Dieter Furthner, den Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am Salzkammergut Klinikum Vöcklabruck, ist die Impfung allerdings alternativlos.

Primar Furthner berichtet von schweren Krankheitsverläufen bei Kindern. Auch Fälle des PIMS-Syndroms mussten bereits am Salzkammergut-Klinikum betreut werden, ebenso Kinder mit Long-Covid-Symptomen. Der Experte spricht sich klar für die Impfung auch bei Kindern ab fünf Jahren aus. Er ist selbst dreifacher Familienvater und versucht, verunsicherte Eltern im ehrlichen Dialog aufzuklären und zu überzeugen. Denn seine Erfahrungen haben gezeigt, dass Kinder die Impfung gut vertragen.
In der Öffentlichkeit halte sich nach wie vor die Meinung, dass Kinder und Jugendliche nur leicht an Covid erkranken würden. „Das kann ich leider nicht bestätigen, auch wenn es nicht so häufig vorkommt. Wir sehen aber immer wieder Kinder und Jugendliche mit sehr schweren Verläufen, die oft an Erkrankungen und starken Beschwerden im Bereich des Herz-Kreislaufsystems und der Lunge leiden“, so Furthner.
Spätfolgen und Long-Covid
Auch Spätfolgen bei Kindern und Jugendlichen gibt es. Primar Furthner: „Wir mussten im Salzkammergut Klinikum schon mehrere Kinder mit einem PIMS-Syndrom behandeln. Das ist eine Autoimmunerkrankung, die nach einer Covid-Infektion auftreten kann und lebensbedrohlich ist. In Österreich sind bereits Kinder daran verstorben. Wir haben aber auch junge Patienten in Betreuung, die an Long-Covid-Symptomen leiden und eine weiterführende Behandlung benötigen.“
Kinder und Jugendliche jetzt zu impfen, mache Sinn, auch wenn es bei vielen noch eine Zeit dauern werde, bis der dritte Stich, also die Boosterimpfung, verabreicht werden könne. Denn das Gerücht, dass das Serum kaum gegen Omikron wirke, sei nicht richtig. „Das zeigen unsere Erfahrungen bei den Erwachsenen“, weiß Furthner. „Wer dreimal geimpft ist, hat auch bei Omikron ein deutlich geringes Risiko für eine Hospitalisierung. Ich gehe auch davon aus, dass wir jetzt nicht bei der letzten Mutation angelangt sind und wir nicht vor der letzten Welle stehen. Wir werden uns darauf einstellen müssen, dass wir uns so wie bei der Grippeschutzimpfung mit regelmäßigen Impfungen und einem angepassten Covid-Impfstoff schützen sollten.“
Dialog suchen
Der Mediziner verstehe aber, dass sich Eltern Sorgen um die Gesundheit ihrer Kinder machen und viele befürchten, dass es zu Nebenwirkungen oder Spätfolgen kommen könnte. Primar Furthner: „Als dreifacher Familienvater weiß ich, dass die Gesundheit der Kinder das höchste Gut ist, das es zu schützen gilt. Darum nehme ich diese Sorgen sehr ernst und wahr. Wir müssen mit den Eltern den Dialog suchen, ehrlich aufklären und versuchen, die Familien zu überzeugen, dass die Impfung sicher und effektiv ist und keine ernsthaften Folgen zu erwarten sind.“ Die Impfung werde von Kindern sehr gut vertragen. „Ich selbst habe schon über 1.000 Kinder geimpft, bis jetzt sind bei uns keine schwerwiegenden Folgen der Impfung aufgetreten. Schmerzen im Bereich der Einstichstelle, Kopfschmerzen und Fieber für ein bis zwei Tage sind möglich und deuten auf ein gutes Ansprechen des körpereigenen Immunsystems hin. Diese Reaktionen sind sogar als gutes Zeichen zu bewerten“, so Furthner.
Keine Alternative
Die Immunisierung ist in Österreich ab einem Alter von fünf Jahren zugelassen. Furthner spricht dafür eine ganz klare Empfehlung aus. „Erwachsene und Kinder können mit regelmäßigem Händewaschen, Raumlüften, dem Tragen der Schutzmasken und anderen bekannten Maßnahmen viel zur Sicherheit beitragen. Eine Alternative zur Impfung sehe ich aber derzeit nicht“, so der Experte.
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