Montag 31. März 2025
KW 14


Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Welser Jugendherberge: Schließung, Trauermarsch und viel Kritik

Gerald Nowak, 26.11.2016 13:49

WELS. Die Jugendherberge wird mit Jahresende geschlossen. Es fehlt noch der Gemeinderatsbeschluss am 19. Dezember. Die Kritik an dieser Entscheidung ist groß. Die Sozialpyschologischen Beratungsdienste werden im kommenden Jahr in den Räumlichkeiten einziehen.

Am 19. Dezember fällt die endgültige Entscheidung.
Am 19. Dezember fällt die endgültige Entscheidung.

In einer Presskonferenz stellten die beiden FP-Vizebürgermeister Gerhard Kroiß und Christa Raggl-Mühlberger die Schließungsgründe und auch die Umsiedelungen vor: „Die Auslastung war einfach nicht gegeben. Dazu war der Standard nicht mehr zeitgemäß. Von 4782 Gästen im Jahr 2015 waren nur die Hälfte die klassische Zielgruppe für eine Jugendherberge“, erläutert Kroiß. In seiner Eigenschaft als Jugendreferent will er in Zukunft Vereine fördern, wenn sie in Wels nächtigen. Kroiß kann sich zehn Euro pro Kopf vorstellen. Außerdem soll ein Drei Stern Hotel entstehen und im Kolping-Heim sowie in der Obermüllnerstraße sind im Sommer Kapazitäten frei. „Ein Viertel der Nächtigungen fallen auf Juli und August. Dort gibt es Möglichkeiten“. In den bald ehemaligen Räumen der Jugendherbe werden städtische Beratungsstellen für Familien und Suchtkranke konzertiert, die derzeit auf vier Plätze aufgeteilt sind, die nicht barrierefrei sind. Im Sommer soll die Übersiedelung geschafft sein.

Kritik vom Koalitionspartner

Kritik kommt von vielen Seiten. Die Youki-Teilnehmer organisierten einen Trauermarsch. Überraschend kommt auch (teilweise) Kritik vom Koalitionspartner: „Die Schließung der Jugendherberge ist aus unserer Sicht begründet. Das ist das ein. Aber es war uns wichtig jungen Menschen kostengünstige Möglichkeiten für Übernachtungen zu geben. Deswegen bestehen wir darauf, dass der Tourismusverband die Förderung in die Hand nimmt. Sie wissen genau, was notwendig ist und kennen die Hotelerie mit allen Möglichkeiten viel besser. Diese Stelle kann nicht bei der Stadt angesiedelt sein“. Für den Tourismusverbands-Obmann Helmut Platzer ist die Schließung keine gute Sache: „Fakt ist, dass 5000 Übernachtungen fehlen“. Die Stadt nimmt ihre Verantwortung nicht wahr. Er kritisiert aber auch, dass die Jugendherbe nicht auf Online-Portalen auftauchte: „Das war nicht zeitgemäß. So kann man in der Hotelerie nicht mehr arbeiten“.

Die SPÖ nimmt die „Bürgermeister-Partei“ in die Pflicht. „“Die Jugendherberge zu schließen, ist ein Armutszeugnis für Wels und ein Zeichen der generellen Konzeptlosigkeit der Bürgermeisterfraktion – speziell im Jugendbereich“, kritisiert SP-Stadtrat Johann Reindl-Schwaighofer. Seine Partei bringt einen Initiativantrag ein, der sich um die Weiterführung beziehungsweise ein neues Konzept (Jugendhostel) bemüht. „Außerdem ist die Auslastung bessergeworden. Heuer waren es bisher 32 Prozent. 2017 wäre der Abgang bei 50.000 Euro gelegen“. Kroiß sprach von einer 27 prozentigen Auslastung 2015. und einem Abgang von 99.000 Euro.

Der Grüne Gemeinderat Peter Sönser sieht, „dass hier eine Einrichtung geschlossen wird, ohne ein richtiges Alternativkonzept zu erstellen. Das Signal, das hier ausgesandt vor allem an junge Leute wird, ist verherrend. Es wird hier gesagt, dass für euch in der Stadt kein Platz ist. Es gibt viele Konzepte für die Jugend. Man muss sie aktiv betreiben. Das ist hier nicht der Fall. Ein Zehn-Euro-Gutschein ist zuwenig“. Allerdings gibt Sönser zu, dass es auch Management der Jugendherberge viele Fehler passiert sind: „Wir haben bereits 2012 darauf hingewiesen, dass man mehr tun muss“. Ein Rechnungshofbericht kam übrigens zu dem gleichen Schluss. 


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden