Mitgliedersuche: Freiwillige Feuerwehr Wels wirbt um Jugend und Migranten
WELS. Weniger Einsätze, immer mehr Brände durch achtlos entsorgte Akkus und die schwierige Aufgabe, Menschen für das Engagement in der Feuerwehr zu begeistern waren Themen beim Pressegespräch der Freiwilligen Feuerwehr Wels.

2024 war für die FF Wels ein durchwachsenes Jahr. Sie leistete 2.299 Gesamteinsätze. Das sind im Schnitt circa 6,3 Einsätze pro Tag und fast 600 weniger als im Jahr davor. Das liegt unter anderem daran, dass Wels 2024 von Unwettern weitgehend verschont geblieben ist und dadurch weniger Technische Hilfeleistungen (2024: 735, 2023: 1.039) notwendig waren. Mit drei neuen Löschfahrzeugen in den Außenwachen ist die FF Wels aber auch dafür bestens gerüstet. Umgestürzt Bäume zu beseitigen und Keller auszupumpen, ist damit kein Problem.
Akkus als Brandursache
Ein echtes Problem hingegen sind aus Sicht von Kommandant Roland Weber Akkus im Restmüll. „Egal ob Schuhe mit Lichteffekten oder elektronisches Kinderspielzeug, das muss richtig im Altstoffsammelzentrum entsorgt werden, denn beim Schreddern kann das zu brennen beginnen. Die Müllverbrennung fängt zwar vieles durch die eigene Betriebsfeuerwehr ab, aber immer wieder kommen auch wir zum Einsatz“, bittet Weber um bewusstere Mülltrennung.
Apropos Elektronik: „E-Autos fürchten wir nicht mehr als ein anderes Auto“, stellt der Kommandant klar. Man habe einen eigenen Muldencontainer, in dem man brennende Elektroautos unter Wasser ausbrennen lassen könne.
Personalschonend arbeiten
Zwischen 400 und 500 Ausfahrten gibt es wegen Fehlalarmen von Brandmeldern. „Das sind demotivierende Ausfahrten“, stellt Weber klar. Manche Meldungen seien organisatorischen Schwachstellen geschuldet oder weil die Brandmeldeanlagen nicht ordentlich serviciert würden, beklagt der Kommandant. Umso wichtiger sei es, die Kameraden zielgenau und personalschonend zu alarmieren, damit nicht unnötig viele Feuerwehrleute zum Einsatz fahren.
Aus diesem Grund werden immer öfter auch Erkunder ausgeschickt, um abzuschätzen, ob tatsächlich ausgerückt werden muss. Eine mitunter in der Bevölkerung vorherrschende Vollkasko-Mentalität, führe dazu, dass oft wegen Kleinigkeiten die Feuerwehr gerufen werde. Auch hier geht es Kommandant Weber darum, seine Mannschaft für den Ernstfall zu schonen, denn Menschen zu finden, die sich freiwillig in der Feuerwehr engagieren, wird immer schwieriger.
Bemühen um die Jugend
Quereinsteiger sind eine Seltenheit und so rekrutiert man in erster Linie aus der eigenen Feuerwehrjugend, die derzeit aus 25 Mädchen und Burschen besteht. Um den Nachwuchs will man sich in Zukunft noch mehr bemühen. Beim immer gut besuchten „Tag der offenen Tür“ versucht man, bei Kindern die Lust auf Feuerwehr zu wecken. Ein schwieriger Zeitpunkt mit höherer Drop-Out-Rate sei dann beim Übertritt zu den Aktiven mit 16 Jahren. Da müsse man schauen, dass man die Jugendlichen nicht verliert. Das soll mit dem Team Next Generation gelingen. Speziell für die Gruppe der 15- bis 17-Jährigen soll der Übertritt von der betreuten Jugend zum Aktivstand entschärft und gleichzeitig die Teamverbundenheit gestärkt werden. Die Idee ist, dass Ältere die Mittleren anleiten und umgekehrt die Mittleren schon den Älteren helfen. Das macht die Jüngeren stolz und schult bei den Älteren die soziale Führungskompetenz.
Migranten ansprechen
Eine weitere Maßnahme in Sachen Rekrutierung ist das bewusste Zugehen auf migrantische Kulturvereine, um dort für den Dienst bei der Feuerwehr zu werben. „Migranten machen einen großen Teil der Bevölkerung aus, deshalb können wir nicht auf sie verzichten“, so Weber. Bei dieser Zielgruppe sei oft das Problem, dass in den Herkunftsländern die Feuerwehr nicht auf einem freiwilligen System beruht. „Da müssen wir klarstellen, dass wir keine Vertreter der Staatsmacht sind, sondern freiwillige Helfer“, ist der Kommandant überzeugt. Abschreckend sei generell für viele der Glaube, Wels habe eine Berufsfeuerwehr. „Und das wollen viele nicht“, weiß Weber. Tatsache ist, dass die FF Wels 13 hauptberufliche Mitarbeiter hat, sich aber 150 Personen freiwillig engagieren. Somit ist die FF Wels nach der Berufsfeuerwehr Linz die größte Feuerwehr in Oberösterreich ist.
FF fährt elektrisch
Was die nahe Zukunft angeht, so bekommt die FF Wels im April mit einem Stadtlieferfahrzeug ihr erstes Elektromobil. Ein Kommandofahrzeug wird folgen. E-betriebene Löschfahrzeuge sind derzeit noch nicht angedacht.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden