Finanzierung: Kunden wünschen sich fixe Zinsen, lange Laufzeiten und Flexibilität

OÖ. Die historisch niedrigen Zinsen können Anlass für den Hausbau sein. Tips hat sich bei acht Geldinstituten über Finanzierungsmöglichkeiten, Verzinsungen und häufig genutzte Darlehensformen schlau gemacht.
Ein Kredit mit einer Laufzeit von zehn bis 30 Jahren ist nach wie vor die gängigste Form der Freifinanzierung bei der Wohnraumbeschaffung. „Grundsätzlich sollte der Kredit bei der Wohnfinanzierung bis zum Ende des Erwerbslebens getilgt werden, danach richtet sich die Laufzeit“, erklärt Johannes Zainzinger, Wohnbauberater der Raiffeisen Landesbank OÖ.
Wer nicht während des Hausbaus die volle Monatsrate begleichen will, kann auf verschiedene Modelle zurückgreifen. Die Sparkasse OÖ bietet mit der Zinsenrate an, über einen Zeitraum von maximal zehn Jahren nur den Zinsendienst zu leisten und erst danach mit der Kapitaltilgung zu beginnen. Während der tilgungsfreien Zeit ist die Belastung sehr niedrig. Bei der dynamischen Rate steigt die Rate jährlich um zwei Prozent. Die Wüstenrot Gruppe bietet ein ähnliches Modell an, wie Finanzberaterin Doris Cibulka erklärt: „Gerade zu Beginn eines Bauprojekts muss gut gewirtschaftet werden, daher können Kunden bei uns den Rückzahlungsbeginn bis zu zwölf Monate verschieben.“ Manfred Reindl von der VKB-Bank ergänzt: „Als Faustregel gilt: Die monatliche Rückzahlung soll maximal ein Drittel des Familiennettoeinkommens ausmachen.“
Niedrigzinsen
Alle Befragten sind sich einig: Die niedrigen Zinsen machen das Bauen leistbarer, was sich auch in der Beliebtheit der Produkte zeigt. Günther Falkner, Finanzierungsexperte der HYPO OÖ: „Wurden in der Vergangenheit überwiegend variabel verzinste Kredite in Anspruch genommen, geht der Trend beim derzeit niedrigen Zinsniveau klar in Richtung Fixzinskredite.“ Johannes Zainzinger bestätigt: „Vor zehn Jahren waren variable Zinsen bei vier bis sechs Prozent. Heute sind fixe Zinsen bei drei Prozent.“Michael Bauer, Leiter der Abteilung Aktiv Management in der BAWAG P.S.K., gibt an, dass der Großteil der Wohnbaukredite mit einem variablen Zinssatz abgeschlossen wird. „Wir empfehlen, eine längere Laufzeit zu wählen, da die monatliche Kreditrate geringer ist. Bei einem Kreditbetrag ab 200.000 Euro voll besichert wird ein variabler Zinssatz von 1,125 Prozent angeboten.“ Laut Anton Oberndorfer, Wohnbauexperte der Volksbank OÖ, lässt sich eine mögliche Trendumkehr der Zinspolitik simulieren: „Wir machen einen Stresstest, in dem aktuell 4,0 Prozent als Zinssatz hinterlegt wird, um auch die Rückzahlungsfähigkeit bei steigenden Zinsen zu simulieren.
Eigenkapital
„Eine ideale Wohnbaufinanzierung soll zwischen 20 und 30 Prozent Eigenmittel der Gesamtfinanzierung aufweisen“, sagt Manfred Reindl. Alle befragten Institute legen ihren Kunden ähnlich hohe Eigenkapitalanteile ans Herz.
Landesförderung ergänzend
Alle Institute sehen den Wohnbaukredit des Landes OÖ als positive Ergänzung. „Entsprechend der Richtlinien erhalten Hausbauer dabei durchschnittlich ein Förderdarlehen zwischen 65.000 und 70.000 Euro. Damit wird in aller Regel nur ein Teil der benötigten Finanzierung abgedeckt. Der Rest muss über normale Bankfinanzierungen abgewickelt werden“, führt Günther Falkner von der HYPO OÖ aus, die den Wohnbaukredit mit dem Land OÖ entwickelt hat.Anton Oberndorfer räumt ein: „Lediglich die kürzere Laufzeit von zwanzig Jahren ist ein Wehrmutstropfen für die Förderungswerber. Dadurch erhöht sich die Rate wesentlich.“
Individuell und persönlich
Alle Geldinstitute betonen, dass Finanzierungspläne immer individuell an das Projekt angepasst werden müssen. Kathrin Viehböck, Privatkundenberaterin der Oberbank Linz, appelliert: „Ein rechtzeitig geführtes Finanzierungsgespräch spart möglicherweise Kosten.“ Für Kunden lohnt sich auch ein Vergleich der Angebote, die über die Hausbank hinaus gehen.
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