BurnOut Prävention Tipp #9: Fangen Sie an, sich selbst zu vergeben. Und dann vergeben Sie auch den Anderen.
1976 schrieben Elton John und Bernie Taupin den Song „Sorry seems to be the hardest word“ und sie trafen damit den Nagel auf den Kopf. Wir tun uns unglaublich schwer damit, anderen zu verzeihen und besonders uns selbst. Wer vergeben kann – und zwar vor allem sich selbst – verändert seine emotionale Grundhaltung und reduziert emotionalen Stress. Mit allen damit verbunden Folgen auf körperlicher und geistiger Ebene: Weniger Stresshormone, weniger innere Anspannung, weniger belastende Gedanken. Denn wie Buddha schon sagte: „Groll mit uns herumzutragen ist wie das Greifen nach einem glühenden Stück Kohle in der Absicht, es nach jemandem zu werden. Man verbrennt sich nur selbst dabei.“

Emotionale Verletzungen wirken auf den ganzen Körper
Jeder von uns ist schon mal enttäuscht oder emotional verletzt worden, jeder von uns hat sich schon mal Selbstvorwürfe umgehängt. Sie wissen sicher, was mit bzw. in Ihnen passiert, wenn Sie an eine solcherart belastete Situation oder Beziehung denken: In Ihnen zieht sich alles zusammen, der Herzschlag beschleunigt, Wut und Groll steigen wie Lava in Ihnen hoch. Wenn dann dieser innerliche Vulkan auch noch ausbricht, sagen oder tun wir manchmal Dinge, die uns im Nachhinein vielleicht leid tun, was wiederum die Selbstvorwürfe nährt, usw. usf. Solche Trigger entstehen in uns, wenn wir uns ungerecht behandelt fühlen, aber auch, wenn wir uns selbst enttäuschen. Dabei sollten wir wissen, dass eine ENT-TÄUSCHUNG nur dann auftritt, wenn wir eine ERWARTUNG hegen. Ob wir erwarten, dass sich unser Gegenüber freundlich verhält oder ob wir erwarten, dass wir die selbst gefassten Ziele (mangels Selbstdisziplin) erreichen – völlig egal. Je nachdem, wie wichtig uns in diesem Fall unser Gegenüber oder unser Ziel ist, werden wir mehr oder weniger emotional ent-täuscht und damit mehr oder weniger emotional verletzt.
Der Andere hat angefangen
Warum fällt es so schwer, zu vergeben? Vielleicht, weil wir gelernt haben, dass an einer Eskalation derjenige schuld ist, der angefangen hat (wer kennt nicht die Frage eines Erwachsenen beim Versuch einen Streit zwischen Kindern zu schlichten: „Wer hat angefangen?“) und somit jede – noch so überzogene – Reaktion berechtigt oder sogar zu erwarten ist. Dass dabei oft jede Verhältnismäßigkeit entgleitet, kennen wir nicht nur aus Situationen zwischen Kindern, sondern leider auch aus der Politik. Wir rechtfertigen unsere eigene Verhaltensweise somit oft damit, dass doch der (oder die) Andere angefangen hat (auch, wenn der „Anfang“ schon viele Jahre zurückliegt) und verstehen nicht, dass wir ebenso ein Teil des Konflikts sind und damit zumindest eine Mitschuld tragen.
Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein
Stellen Sie sich vor, zwei Nachbarn lebten in jahrelangem Streit, der immer wieder mal eskaliert. Am Anfang dieses Konflikts stand eine unbedachte Äußerung des einen Nachbars, was der andere ihm übelnahm, daraufhin mit kleinen Sticheleien und Kommunikationsverweigerung reagierte, was eine entsprechende Reaktion hatte und so weiter. Der Teufelskreis beginnt sich zu drehen. Unausgesprochen bleibt, dass an jenem Tag der unbedachten Äußerung derjenige Nachbar großen emotionalen Stress in sich trug, die Unangebrachtheit der Äußerung zwar erkannte, aber nicht den Mut besaß, sich zu entschuldigen.
So. Und los ging es.
Jeder trägt in der Folge seinen Teil dazu bei, das Rad am Laufen zu halten, obwohl es jederzeit möglich wäre, es anzuhalten. Aber weil sich einer immer sagt „Der Andere hat angefangen.“ und der andere meint „Ich geb mir doch nicht die Blöße und entschuldige mich bei dem Trottel.“ geht es immer so weiter. Keiner von beiden fühlt sich mehr in seinem Garten wohl, weil ja der Vollidiot von Nachbar auch draußen ist.
Sehen Sie den Irrtum?
Vergebung erfordert Mut und ist das Gegenteil von Feigheit
Manche meinen, anderen zu vergeben oder gar sich zu entschuldigen ist feige und ein Zeichen von Schwäche. Das ist ein fataler Irrtum. Sich zu entschuldigen bedarf Mut und Größe! Wenn sich jemand bei Ihnen entschuldigt, verdrängen Sie also bitte Gedanken wie „Ich hab gewonnen!“ oder Ähnliches. Stattdessen könnten Sie den Mut respektieren, den Ihr Gegenüber aufbringt, diese schwierigen Worte zu Ihnen zu sagen.
Vergebung fühlt sich unglaublich gut an
Haben Sie schon einmal gespürt, wie sich Vergebung anfühlt? Hatten Sie schon mal die Gelegenheit, einen lange währenden oder tiefen Konflikt aufzulösen und zu bereinigen? Wenn ja, dann haben Sie ganz sicher auch dieses tiefe Gefühl der Befreiung gespürt, die damit einhergeht. Sehr oft fließen in solchen Situationen auch Tränen ganz einfach deshalb, weil sich eine große emotionale Last soeben in Luft aufgelöst hat. Haben Sie eine Vorstellung davon, was dieses Gefühl in Ihrem Körper auslöst?
Fangen Sie bei sich selbst an
Vergebung ist ein tiefer Prozess und manchen fällt es aufgrund ihrer Erziehung und sozialen Konditionierung unglaublich schwer, zu verzeihen und zu vergeben. Fangen Sie an, es zu lernen! Fangen Sie bei sich selbst an und spüren Sie den Unterschied! Fangen Sie bei kleinen Dingen an und arbeiten Sie sich immer tiefer und tiefer. Sie werden erstaunt sein, welche spürbaren körperlichen Auswirkungen das haben wird.
Machen Sie einen Anfang
Als kleinen Einstieg möchte ich Ihnen einen Tipp geben: Denken Sie in einem ruhigen Moment an einen Konflikt, eine Situation, die Sie sich selbst vorwerfen oder was auch immer Sie belastet. Atmen Sie erst ein paar Mal tief durch, gehen Sie ein Stück weit in die Emotion, die damit hochkommt. Und dann sagen Sie zu sich selbst:
„Ich nehme diese Situation jetzt so an, wie sie ist. Ich vergebe mir und allen Beteiligten aus ganzem Herzen.“
Dies soll nur ein Einstieg sein, wiederholen Sie diese Sätze oder ergänzen Sie diese mit Ihren eigenen Worten.
Sie werden den Unterschied fühlen.
Alles Liebe,
Wolfgang
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