7 Uhr. Die ersten Sonnenstrahlen des Tages tauchen Sacré-Cœur in ein besonders Licht, das mit Worten kaum zu beschreiben ist. Das Weiß der Kirche passt irgendwie nicht ganz in das Bild des Montmatre – oder doch? Schließlich lebt Schönheit auch von Kontrasten und die sind in Paris allgegenwärtig. Hier wo einst Henri de Toulouse-Lautrec und andere Künstler ihrem Schaffen nachgingen und dem Alkohol sowie der käuflichen Liebe verfallen waren, herrscht in der Früh noch unerwartete Ruhe. Noch sind keine Japaner, Deutsche oder Briten in den kleinen Gassen eingefallen, um sich von den Straßenmalern verewigen zu lassen. Und auch das Moulin Rouge scheint in einen Dornröschenschlaf gefallen zu sein. Nur ein einsame Clochard – selbst die Sandler haben in Frankreich einen poetischen Namen – ist auf der Suche nach einer halbvollen Rotweinflasche, die ihn über das triste Leben auf den Straßen der Stadt hinwegtrösten soll.

In der Metro herrscht hingegen schon Platzmangel, schließlich öffnen bald die ersten Geschäfte und Büros. Endlich – man ist beim Louvre – dem einstigen Königsschloss und heutigen Museum angekommen. Von außen gigantisch – von innen unglaublich. Mehr Worte bedarf es eigentlich nicht, um die Heimat von Mona Lisa und anderen weltbekannten Kunstwerken zu beschreiben. Man würde wohl ein Leben brauchen, um jedes Gemälde, jeden Sarkophag und jede Statut zu bewundern. Nach drei, vier Stunden hat der Geist keinen Platz für die Eindrücke. So kommt der nahe Park gelegen. Der Jardin des Tuileries ist es, der genügend Raum für den müden Urlauber bietet. Ein Baguette, ein Stück Käse, Wurst – mehr braucht man nicht zu um glücklich zu sein. Vielleicht noch eine hungrige Taube, die um Aufmerksamkeit bettelt, ein Kuss und ein kühles Glas Sancerre. Doch nicht zu viel essen – von den Köstlichkeiten. Denn am Abend steht ein besonderer Höhepunkt am Programm - zumindest für Feinschmecker und Architekturfans. Eine ungewöhnliche Kombination denkt man auf den ersten Blick. Doch wenn man sich artig mit den anderen Gourmet anstellt, um mit dem Privatlift auf den Eiffelturm zu kommen wird einem schnell klar, dass es sich um etwas besonders handeln muss. Währende andere sich stundenlang bemühen um auf das berühmteste Wahrzeichen Frankreichs – die Loire-Schlösser und andere Ikonen des Landes mögen es verzeihen – zu kommen, erscheinen die fünf Minuten Wartezeit lächerlich. Staunend beobachten die Hungrigen während der Fahrt, die von Gustave Eiffel geschaffene Konstruktion und vergessen fast den wahren Grund ihres Begehrens: Sich mit frischen Pilzen aus der Auvergne, mit getrüffelten Fasan in der Blätterteighülle und mit Schokolade in allen Variationen im „Jules Verne“ (http://lejulesverne-paris.com/en) in den kulinarischen Himmel zu schlemmen. Von der einzigartigen Aussicht will man gar nicht sprechen. Doch auch der schönste Abend geht einmal zu Ende. Obwohl man könnte – nach einem Glas Champagner – noch zu Notre Dame pilgern. Vielleicht sieht man den Glöckner im Mondschein nach Esmeralda suchen?
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