Freitag 25. April 2025
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MOSTVIERTEL. Angela Kiemayer ist Sprechtrainerin, Sängerin, Komponistin und Autorin. Pünktlich zum Tag der Stimme am 16. April hat sie ihr jüngstes Buch „Starke Stimme, starke Wirkung“ veröffentlicht. Tips bat die gebürtige Neufurtherin zum Gespräch über die Macht der Stimme. Außerdem gibt es drei Buchexemplare zu gewinnen!

Angela Kiemayer (Foto: Camila Dettlaff)
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Tips: Der Tag der Stimme findet jedes Jahr am 16. April statt. Er soll die Bedeutung der Stimme für unser Leben hervorheben. Warum ist die Stimme so wichtig?

Angela Kiemayer: Unsere Stimme spricht – auch zwischen den Zeilen. Sie transportiert Gefühle, Haltung und Stimmung, bewusst, aber leider auch viel zu oft unbewusst. Sie verrät, wie wir uns fühlen, ob wir nervös, selbstsicher oder gestresst sind. Ob über die Tonlage, die Lautstärke, die Intensität, das Tempo oder Pausen: Stimme wirkt – immer, ob wir wollen oder nicht. Sie kann Türen öffnen oder verschließen. Sie kann Nähe schaffen oder Distanz, Vertrauen oder Unsicherheit. Gerade im Alltag – im Job, in der Familie, beim Arzttermin oder im Elterngespräch – entscheidet oft der Ton, ob eine Botschaft ankommt oder nicht und auch wie die Botschaft ankommt. Wer seine Stimme kennt und gezielt einsetzt, gewinnt Klarheit, Präsenz sowie mehr Gehör und hat oft den entscheidenden Vorsprung.

Was hat es mit der richtigen Stimmlage auf sich? Mit welcher Stimmlage erreicht man in der Kommunikation maximale Aufmerksamkeit?

Unsere Stimmlage entscheidet mit, wie wir wahrgenommen werden – noch bevor der Inhalt zählt. In den ersten Sekunden werden wir gescannt und in eine Schublade gesteckt. Erinnern Sie sich an eine Gesprächssituation, wo Sie sich richtig wohlgefühlt haben, vielleicht bei einem Einkauf? Wie war die Stimme des Verkäufers, der Verkäuferin?

Studien zeigen: Tiefer klingende Stimmen wirken glaubwürdiger, kompetenter und souveräner. Kein Wunder also, dass Menschen mit tieferen Stimmen oft erfolgreicher sind – ob in der Politik, im Business oder in der Medienwelt. Aber keine Sorge: Man muss nicht „tiefer“ geboren sein – man kann lernen, seine Stimme zu zentrieren und im „Wohlfühlbereich“ zu sprechen. Vor allem geht es nicht nur um Tiefe, es geht um Resonanz. Je mehr der Körper die Stimme klingen lässt, desto besser erreicht man seine Zuhörer. Es entsteht Aufmerksamkeit – weil sich Klarheit, Präsenz und Wirkung hörbar verbinden. Und das Beste: Das kann man lernen. Mit gezieltem Training kann man seine persönliche Stimmstärke entwickeln – ganz ohne Schauspielerei oder Verstellen.

Wie kann man seine Stimme gezielt pflegen und trainieren?

Mein Lieblingsthema. Mit meiner Formel – die Stimmbaum-WTF-Formel, die ich auch im Buch immer wieder erwähne; mit Wissen – je mehr man weiß, wie Stimme funktioniert und die Zusammenhänge versteht, desto leichter fällt die Umsetzung; dann mit Training – Verstehen ist das eine, Umsetzen ist das andere. Mit der Stimme ist es wie mit einem Muskel: Wer sie trainiert, gewinnt an Kraft, Ausdauer und Flexibilität. Das beginnt mit einer guten Körperhaltung, geht über die richtige Atmung und reicht bis zur bewussten Artikulation; und zuletzt mit Feedback – es ist wie im Sport, mit gezieltem Training und Feedback vom Profi kommt man schneller und ohne Umwege oder sich falsche Dinge einzulernen ans Ziel.

Zur Pflege: Da gibt es übliche Tipps und Tricks wie: ausreichend trinken, regelmäßig Sprechpausen einbauen, atem- und zwerchfellstärkende Übungen machen. Vermeiden sollte man, ohne Körperunterstützung zu sprechen und vor allem Räuspern!

Haben Sie einen Trick für inhaltlich schwierige Gespräche parat?

Ja, natürlich: Kennen Sie das: Ihr Partner wirft Ihnen Dinge an den Kopf, was Sie nicht alles wieder einmal nicht gemacht haben. Schon wollen Sie in der gleichen Tonlage weitermachen. Sie sind so wütend, weil Ihr Gegenüber wütend ist. Wie wäre es, wenn Sie nun die Situation drehen könnten? Atmen Sie, statt sofort zu antworten! Ein Atemzug vor der Antwort kann die ganze Dynamik verändern. Zählen Sie langsam „einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig“. Erinnern Sie sich an diesen Artikel. Und noch immer atmen Sie. Sie atmen, anstatt sofort zu antworten und schon merken Sie, dass Sie ruhiger werden, Ihre Luft vom Hals Richtung Bauch geht. Dieser Atemzug senkt Ihre Sprechtonlage automatisch. Kennen Sie den Spruch: Wer fragt, der führt? Nach der Atempause haben Sie vielleicht auch die richtige Frage gefunden, statt in Verteidigung oder Konfrontation zu gehen. So, nun sind Sie bereit. Sie haben geatmet, Ihre Stimme ist gesetzter, wirkt somit souveräner und vor allem ruhiger und Sie haben die richtige Frage auf den Lippen. Wenn Sie nun zusätzlich Ihre Stimme so bewusst steuern, dass Sie die Emotion senden, die unterstützend oder deeskalierend ist, haben Sie die volle Aufmerksamkeit auf Ihrer Seite.

Vielen Dank für diesen Tipp! Wie sind Sie eigentlich selbst zum Thema „Stimme“ gekommen?

Stimme begleitet mich schon mein Leben lang. Mit zwölf Jahren sang ich im Kirchenchor, mit 15 in fünf Chören gleichzeitig und mit 16 begann ich mit dem Gesangsstudium. Ich habe viele Jahre auf Bühnen performt und erlebt, wie stark Stimme wirkt, wie sehr sie berühren kann, wenn man sie gezielt formen kann – und wie sehr sie oft unterschätzt wird. Mein neues Buch „Starke Stimme, starke Wirkung“ ist eine Einladung, die eigene Stimme neu zu entdecken: als Werkzeug, als Spiegel der Persönlichkeit und als Schlüssel zu mehr Erfolg – beruflich wie privat. Es ist ein praxisnaher Wegbegleiter für alle, die gehört werden wollen. Es zeigt: Stimme ist trainierbar – und mit dem richtigen Know-how kann jeder zum Stimmsurfer werden!


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