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Maul- und Klauenseuche: Ein Virus wie ein Damoklesschwert

Mag. Claudia Greindl, 15.04.2025 08:48

BEZIRKE FREISTADT/PERG. Auch wenn es in Österreich bisher (Stand zu Redaktionsschluss) noch keinen bestätigten Fall von Maul- und Klauenseuche (MKS) gibt, hängt die Tierseuche wie ein Damoklesschwert über den Bauernhöfen und Tierhaltern. Tips hat sich in der Region umgehört.

Schilder an den Stalltoren, hier am Betrieb von Josef Greindl in Schönau, warnen vor der Tierseuche und sollen betriebsfremde Personen fernhalten. Dazu kommt eine Reihe von Biosicherheitsmaßnahmen für jeden Hof. (Foto: Greindl)

Ein gelbes Schild warnt bei vielen Bauernhöfen in der Region vor der Maul- und Klauenseuche und verbietet das Betreten von Stallungen durch betriebsfremde Personen. „Wenn es nötig ist, dass jemand den Stall betritt, etwa der Tierarzt oder der Probemelker zur Milchleistungskontrolle, müssen wir das genau protokollieren“, sagt Josef Greindl, Bauer aus Schönau im Mühlkreis. Oberstes Ziel ist es, die Einschleppung des hochansteckenden Virus nach Österreich zu verhindern. „Dazu gehört auch, gegenseitige Besuche auf Betrieben zu unterlassen.“

Bei den Behörden laufen unterdessen die Telefone heiß: „Wir sind Gott sei dank zur Zeit seuchenfrei, aber es gibt natürlich Vorbereitungsmaßnahmen für den Seuchenfall“, berichtet die Freistädter Bezirkshauptfrau Andrea Wildberger. Schutzanzüge und Probenentnahmesets sind bereits vorhanden. Laufend erfolgt die Abstimmung mit dem Landesveterinärdienst. An die Bauern ergeht das dringende Ersuchen, Besuche Fremder in den Stallungen zu vermeiden.

„Wie Thermenurlaub ohne baden“

Gerade für Urlaubsbauernhöfe ist dies eine enorme Herausforderung. „Unseren Gästen den Stallbesuch zu verbieten, ist so, wie wenn ich Thermenurlaub mache und nicht ins Wasser gehen darf“, seufzt Monika Zöchlinger, Bezirksobfrau von Urlaub am Bauernhof für die Bezirke Perg und Freistadt. Beim Obergrafenberger, so der Hausname ihres Hofes in Waldhausen, werden wie bei so vielen Urlaubshöfen zu Ostern Gäste erwartet. „Die Familien kommen ja gerade wegen der Tiere zu uns, da ist es schwierig zu sagen, sie dürfen nicht in den Stall hinein“, sagt Zöchlinger. Sie rät den Gastgebern, den Urlaubern schon vor der Anreise Bescheid zu sagen, was auf sie zukommt. „Da sind wir ja durch Corona schon geübt: duschen, saubere Kleidung anziehen, vor dem Stallbesuch desinfizieren“, so die Bäuerin. Petra Weilguny, Geschäftsführerin von Urlaub am Bauernhof OÖ, pflichtet Zöchlinger bei: „Wenn man den Gästen alles gut erklärt, wird man auch Verständnis ernten.“ Die Buchungslage sei rund um Ostern gut, es gebe weder Absagen noch Krisenstimmung.

Keine MKS-Impfung

Viele Bauern haben ihre Tiere in den vergangenen Monaten gegen die im Herbst 2024 in Österreich wieder aufgetretene Blauzungenkrankheit impfen lassen, die ebenfalls Rinder, Schafe, Ziegen und andere Wiederkäuer befällt. „Eine Impfung gegen Maul- und Klauenseuche ist in Österreich nicht vorgesehen, im Gegensatz zu anderen Ländern wie etwa in Südamerika“, erklärt der Perger Amtstierarzt Johann Schmalzer. Bei MKS ist innerhalb kürzester Zeit die ganze Herde betroffen. Betroffene Tierbestände werden zur Gänze getötet, gekeult wie das in der Fachsprache heißt, um die Verbreitung der Seuche umfassend zu verhindern. Geimpft werde in Österreich ausschließlich im Falle eines Krankheitsausbruchs, um zu verhindern, dass die betroffenen Tiere bis zur Schlachtung weiter große Virusmengen ausscheiden. Bei notwendigen Hofbesuchen rät Schmalzer zu gründlicher Hygiene.

Veterinäre gefordert

Dass der Ausbruch der MKS in der Slowakei und in Ungarn die heimischen Bauern verunsichert, merkt auch Tierarzt Klaus Reichinger aus Rainbach. „Meine Devise ist, die Lage ernst zu nehmen, aber keine Hysterie zu verbreiten und mit Hausverstand zu agieren“, sagt der Veterinär. „Die Symptome von Blauzungenkrankheit und MKS ähneln sich, wenn also ein Bauer Tiere mit Symptomen wie etwa vermehrtem Speichelfluss, Blasen im Maul und an den Klauen oder Fieber meldet, werde ich die Behörde informieren, damit Proben genommen werden können“, erklärt Reichinger. Sollte er selbst mit MKS in Kontakt kommen, sei er für eine gewisse Zeit von Visiten ausgeschlossen.

Osterreiseverkehr kritisch

Den Osterreiseverkehr hält Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger für kritisch hinsichtlich MKS, weil viele Österreicher auf Urlaub fahren und ausländische Arbeitnehmer in die Heimat zurückkehren werden. Die Landespolitikerin appelliert, Jagdtourismus nach Ungarn und in die Slowakei zu unterlassen und Reisen auf das Notwendigste zu beschränken.„Sollte ein Fall bei uns in OÖ auftreten, müsste der gesamte Bestand gekeult werden und eine Schutzzone von drei Kilometern und eine Überwachungszone im Umkreis von zehn Kilometern eingerichtet werden. In der Schutzzone wird jeder Betrieb laufend getestet.“ Der RZO Freistadt setzt die Versteigerungen in Freistadt fort, reagiert auf die MKS-Gefahr aber mit kontaktarmer Übergabe der Tiere. Bei Versteigerungen sind nur Käufer zugelassen.

Die hochansteckende Viruserkrankung betrifft ausschließlich Paarhufer wie Rinder, Schweine, Ziegen, Schafe, Büffel, Mufflons, Lamas, Alpakas und Wildtiere wie Wildschweine, Rehe, Rot- und Damhirsche. Für Menschen ist MKS nicht gefährlich. Die Übertragung erfolgt über direkten Kontakt mit infizierten Tieren, deren Produkte (Fleisch, Milch), über kontaminiertes Material, Futter, Ausscheidungen und Gegenstände wie Kleidung und Schuhe. Eine Infektion über den Verzehr tierischer Lebensmittel ist nicht bekannt. Ein Ausbruch in Österreich hätte massive wirtschaftliche Schäden für die Landwirtschaft zur Folge.

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