SALZKAMMERGUT. Jedes Jahr zur letzten Raunacht am 5. Jänner versammeln sich die Menschen bei Einbruch der Dunkelheit in den Zentren der Gemeinden und bestaunen die bunten und leuchtenden Glöcklerkappen. Das eindrucksvolle Brauchtum wird besonders im Salzkammergut hochgehalten.

Die Glöckler kommen in der letzten Raunacht vor dem Dreikönigstag. Der Ursprung dieses Brauchtums liegt in der Traunseegemeinde Ebensee, wo jedes Jahr rund 20 Gruppen mit knapp 400 Glöcklerkappen am Glöcklerlauf teilnehmen. Auch heuer läuten die Glöckler in vielen Gemeinden des Salzkammergutes wieder ein fröhliches, neues Jahr ein.
Die Wintergeister vertreiben
Meist wird der Glöcklerlauf als heidnischer Brauch dargestellt, der besagt, dass die Menschen früher mit Hilfe dieses nächtlichen Ereignisses die Wintergeister vertrieben und dabei die Naturkräfte im Boden geweckt hätten. Bis heute steht der Glöcklerbrauch dafür, dass die Glöckler als Lichtgestalten in weißen Gewändern in den einzelnen Orten zusammenkommen und mit ihren Glocken die bösen Geister vertreiben. Mit ihren leuchtenden, farbenprächtigen Kappen bescheren sie den Menschen stattdessen Heil und Segen. Aus den Ortschaften kommend, versammeln sich die Glöckler in den Zentren der Gemeinden und ziehen im Gleichschritt Kreise, Spiralen und Achter – womit sie die Nacht erhellen.
Wie eine Ebenseer Glöcklerkappe entsteht
Der Ursprung des Brauchtums liegt in Ebensee und zählt zum immateriellen Weltkulturerbe UNESCO Österreich. Im Abstand von einigen Jahren werden die prächtigen Glöcklerkappen zur Gänze neu hergestellt, was naturgemäß einen hohen Arbeitsaufwand bedeutet.
Dazu treffen sich die Glöckler bereits im Herbst in ihren Werkstätten und verbringen in etwa 400 Arbeitsstunden mit dem Herstellen einer neuen Glöcklerkappe. Grundsätzlich besteht eine Kappe aus einem Holzgerüst, das mit schwarzem Tonpapier überzogen ist. Die Entwürfe der Hauptmotive werden in großflächigen Bildern erstellt, die sich zum Ausschneiden und Hinterkleben eignen. Mit Flächen und Stegen entstehen dabei geschlossene Bilder auf dem schwarzen Tonpapier. Daraus schneiden oder stanzen die Glöckler dann die entworfenen Motive oder Hauptbilder und hinterkleben sie mit Buntpapier. Mit weißen Papierfransen verzieren sie die Kappen.
Kunstvolle Hauptmotive
Oftmals sind die Hauptmotive der Glöckler kunstvoll gestaltet und zeigen Bilder aus Religion, Brauchtum, Geschichte und Märchen. Beleuchtet werden die Kappen traditionell mit Wachskerzen, um die Motive möglichst lebendig erscheinen zu lassen. Eine elektrische Beleuchtung ist vor allem in der Traunseegemeinde regelrecht verpönt.
Gewicht in Grenzen halten
Beim Bau einer Glöcklerkappe ist es besonders wichtig, das Gewicht der Kappe in Grenzen zu halten. Die Läufer und müssen die bis zu 15kg schweren Kunstwerke mehrere Stunden lang auf ihren Köpfen tragen. Dazu kommen noch die Glocken, die mit einem Ledergurt am Rücken befestigt sind und ebenfalls mehrere Kilogramm wiegen.
Auch wenn nicht jedes Jahr neue Kappen angefertigt werden, so bedarf es trotzdem einiges an Arbeit, um die Kappen wieder fit zu machen. Dabei werden schadhafte Stellen repariert, Hauptmotie ausgebessert und Holzgerüste überarbeitet. Zudem werden die Gurte für die Tragegestelle kontrolliert und gegebenenfalls nachgestellt.
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