GRIESKIRCHEN. Zwei Frauen, die das Bier und ihre männlichen Kollegen fest im Griff haben, finden sich in Grieskirchen. Gloria Fahrbach und Julia Hinter sind die ersten Braumeisterinnen bei Grieskirchner Bier und zeigen, wie man sich in einer vermeintlichen „Männerdomäne“ behauptet – denn: Das Bierbrauen war früher fest in Frauenhand.

Bierbrauen ist Männersache? Von wegen. Die 37-jährige Gloria Fahrbach und die 31-jährige Julia Hinter beweisen das Gegenteil. Gloria ist seit mehr als einem Jahr bei Grieskirchner Bier und Julia nennt seit August das Sudhaus ihr zweites Zuhause. Sie „rocken die Bude und haben die Männer im Griff“, wie sie selbst sagen. Die Liebe zum Bier wurde den beiden in die Wiege gelegt und war eine göttliche Fügung, meinen die zwei Frauen. „Mein Opa hat sich schon um 8.30 Uhr das erste Jausenbier aufgemacht. Das Bier war immer präsent und mit vier Jahren durfte ich erstmals den Schaum probieren“, erzählt Gloria. „Mit vier erst?“, wirft Julia lachend ein. Die 31-Jährige war noch ein Jahr früher dran mit dem Schaumkosten. „In Oberösterreich gehört Bier zur Tradition dazu. Es ist ein Genussmittel wie Kaffee, deshalb war es für uns nie außergewöhnlich“, meint Julia, die gebürtige Bayerin wohnt heute in Waldkirchen (Bezirk Schärding).
Traumberuf Bierbrauen
In der vierten Klasse Volksschule schrieb Julia schon ihren Traumberuf in ein Freundebuch: Bierbrauerin. Und so nahm die Bierkarriere ihren Lauf. Beide absolvierten die Brauer- und Mälzerlehre, wie der Lehrberuf damals noch genannt wurde. Heute heißt es Brau- und Getränketechnikerin. Gloria aus Bad Wimsbach-Neydharting (Bezirk Wels-Land) lernte bei der Brauerei Eggenberg und Julia im bayerischen Mühldorf bei der Brauerei Unertl. Anfänglich sei Julia für ihren Berufswunsch noch etwas belächelt worden, doch sie konterte und meinte: „Brauer sind wie Bestatter, die sterben nie aus.“ Und dennoch gibt es in ganz Österreich nur eine Handvoll weiblicher Braumeister. „Manchmal fühlen wir uns wie eine seltene Tierrasse im Zoo“, meint Julia.
Vielfalt mit Hopfen und Malz
„Es ist keine sinnlose Tschecherei, sondern ein vielfältiger Beruf und ein tolles Handwerk. Die Gärung ist spannend und vor allem ist es nicht jeden Tag dasselbe“, sagt Gloria. „Man kann aus vier Rohstoffen so viel erschaffen, das gefällt uns“, ergänzt Julia. Dabei sind die zwei nicht nur leidenschaftliche Bierbrauerinnen, sondern auch selbsternannte Wissenschafterinnen, Doktoren, Psychologinnen, Putzfrauen und Hausmeisterinnen – von allem ein bisschen eben. „Wir sind für alles verantwortlich und das Beste ist, wir können etwas zaubern, was den Leuten schmeckt“, meint Julia.
Und für Gloria sei das größte Lob, wenn „man beim Wirt sitzt und die Leute sagen: ,so ein gutes Bier‘“.
Bierbrauen – eine Erfindung der Frauen
Jahrtausendelang lag das Bierbrauen in der Hand der Frauen. „Frauen haben das Bierbrauen erfunden und dann sind die Männer gekommen und haben gemeint, sie müssen es uns wegnehmen. Jetzt holen wir uns nur das zurück, was wir eh am besten können“, sagt Julia. Und tatsächlich: Das Bierbrauen war früher die Arbeit der Hausfrauen. Statt Kaffeekränzchen wurde früher ein Bierklatsch abgehalten. Jede hatte einen eigenen Sudkessel zu Hause. Es wird erzählt, dass die Frau umso attraktiver sei, je größer ihr Sudkessel war. „Also wenn wir uns hier so umschauen, dann sind wir besonders fesch“, meint Julia und deutet auf den Sudkessel mit 250 Hektoliter Fassungsvermögen.
Wenn man dem Lagertank einen guten Morgen wünscht
Die beiden Frauen blühen in ihrem Beruf so richtig auf – das ginge sogar so weit, dass sie in der Früh dem Lagertank einen Guten Morgen wünschen. Nach dem Arbeitsbeginn um 6 Uhr kommt es des Öfteren vor, dass man um 7 Uhr bereits das erste Bier verkosten müsse. Es sei natürlich nur ein Schlückchen. „Wir kommen den ganzen Tag auf kein ganzes Bier“, sagt Julia. 40.000 Hektoliter Bier brauen die beiden in einem Jahr. Von der Malzübergabe bis zur Filtration liegt alles in der Hand der zwei Braumeisterinnen. Fünf bis sechs Wochen dauert es, bis das Bier schließlich in der Flasche landet. Was für sie ein gutes Bier ausmacht? „Ein gutes Bier ist, wenn es der Endkunde mit Begeisterung trinkt und sich noch ein zweites bestellt“, sagt Gloria.
Bierkultur wieder hochleben lassen
Julia liebt Weißbier und Julia sagt von sich, ein „Märzenmädchen“ zu sein. Auf die Frage, zu welchen Zeitpunkten ihnen Bier am besten schmecke, meinen die zwei Frauen: „Wir verstehen die Frage nicht.“ „Natürlich immer“, sagt Gloria schmunzelnd.
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