Renaturierung der Aschach sorgt in Waizenkirchen für Diskussionen
WAIZENKIRCHEN. Neuigkeiten rund um die Aschach gibt es in Waizenkirchen, allerdings dieses Mal nicht beim Thema Hochwasserschutz. Sondern: Ein Flussabschnitt der Aschach soll in Waizenkirchen renaturiert werden, dadurch möchte man den ursprünglichen Zustand des Flusses wiederherstellen. Es handelt sich dabei um ein Ökologieprojekt und keinen Hochwasserschutz, betont Bürgermeister Fabian Grüneis.

„Der nationale Gewässerplan sieht vor, dass die Temperatur in gewissen Schwerpunktgewässern gesenkt werden muss. Als Marktgemeinde sind wir für diesen Bereich der Aschach zuständig und müssen dieser Vorgabe nachkommen“, begründet Bürgermeister Fabian Grüneis (ÖVP) die geplante Renaturierung und ergänzt: „Es freut mich, dass für dieses Projekt geeignete Flächen bereits in öffentlicher Hand sind und wir eine großzügige Renaturierung vornehmen können.“ Nahezu einzigartig sei, dass das Gewässer nicht nur im Rahmen des Bachbettes renaturiert, sondern großflächig beinahe auf den ursprünglichen Verlauf wiederhergestellt werde.
„Das ist ein großartiges Projekt für die Ökologie in und um das Wasser“, erklärt Grüneis, betont jedoch, dass dieses Projekt nicht zu verwechseln sei mit einer Hochwasserschutzmaßnahme. Denn: Merkbaren Schutz vor Hochwässern werde dieses Projekt nämlich kaum bringen. „Daher bitte ich um keine falschen Erwartungen“, sagt Grüneis.
Positive Effekte auf die Natur
Durch die Renaturierung gebe es positive Wirkungen auf die Natur, so liege ein Vorteil in den verbesserten Beschattungsmöglichkeiten der Aschach. Bisher war es aufgrund des zu geringen Baumwuchses am Ufer viel zu warm. Eine Aufwertung der Fischflora sowie verbesserte Lebensbedingungen für Amphibien und Insekten soll ebenso sichergestellt werden.
Verlegung des Flussbettes
Im Winter 2023/24 möchte man mit den Baumaßnahmen beginnen. Geplant sind eine Verlegung des Flussbettes auf einer Seite der Aschach, so dass diese in einem bestimmten Bereich wieder frei verlaufen kann. Auch eine Absenkung des Geländes in gewissen Bereichen, um eine „Aulandschaft“ zu gestalten, ist vorgesehen. Diese Ufergebiete werden mit ortstypischen Sträuchern und Bäumen bepflanzt. Darüber hinaus werden Biotope und Stillgewässer hergestellt. Die dafür benötigten Gründe seien größtenteils bereits in öffentlichem Besitz bzw. werden teilweise mit benachbarten landwirtschaftlichen Flächen getauscht, erklärt Grüneis.
Nachteile befürchtet
Ein Anrainer, der anonym bleiben möchte, befürchtet infolge des Projektes eine erhöhe Biber-Population: „Der Biber wird sich durch die Renaturierung massiv vermehren, weil es ein Paradies für Biber wird.“ Dadurch, so die Befürchtung, werde es mehr Staudämme und Aufstauungen geben, was den Wasserspiegel steigen lässt. Dies hätte wiederum negative Auswirkungen auf die Drainage-Rohre der landwirtschaftlichen Nutzflächen, weil sich dort dann der aufgestaute Dreck ablagert, den es mit dem Wasser retour drückt.
Kritik wird auch an der Vorgehensweise bei den Verhandlungen geübt: „Es wurde niemand der Anrainer ordentlich eingebunden“ und hieß laut dem Anrainer beim Ansprechen der oben angeführten Bedenken bei der Verhandlung immer: „Das steht nicht zur Debatte“, ärgert sich der Bürger.
„Will nichts beschönigen“
Bürgermeister Grüneis erklärt zu der Biber-Befürchtung: „Ich bin kein Experte auf diesem Gebiet. Es kann allerdings genauso gut sein, dass sich der Biber in dieses Naturgebiet zurückzieht. Will nichts beschönigen, aber bitte auch nicht schwarzmalen.“
Und zum Vorwurf der einseitigen Verhandlungen sagt der Ortschef: „Das stimmt so nicht, mit einigen Anrainern gab es mehrere Gespräche, wo unter anderem auch Grundtausche vereinbart wurden. Die wasserrechtliche Verhandlung wurde von der zuständigen Behörde (Gewässerbezirk Grieskirchen, Bezirkshauptmannschaft, Anm.) geleitet. Bei einer Wasserrechtsverhandlung können jedoch nur wasserrechtliche Themen behandelt werden, Einwände wie Tiere oder Pflanzenwuchs betreffen nicht das Wasserrecht. Wir sind aber immer offen für Gespräche, jeder ist eingeladen, aufs Gemeindeamt zu kommen und die Pläne mit uns zu besprechen.“
Dammfrei-Doppler vermisst Miteinander
Georg Doppler vom Verein dammfrei, der gegen einen Damm zum Hochwasserschutz in Waizenkirchen mobil machte, meint zur geplanten Renaturierung, es sei „nicht immer alles gut, was naturnahe erscheint“. Doppler vermisse ein „Miteinander unter Einbeziehung der Vorschläge und Anliegen der Betroffenen“, erklärt er und ergänzt: „Es wäre unheimlich wichtig gewesen, vorher alle gemeinsam zu informieren und einzubeziehen. Dabei sind wir nicht prinzipiell gegen Renaturierungen. Wir finden es aber bedenklich, dass in Zeiten wie diesen, derart viel landwirtschaftlicher Nutzgrund verloren gehen soll, ohne dass damit in erster Linie auch etwas für den Hochwasserschutz getan wird.“
Grüneis entgegnet: „Dammfrei hat immer nachhaltige Maßnahmen gefordert. Bei den Vorträgen hieß es immer, man solle dem Gewässer Platz geben. Genau diese Grundsätze werden mit diesem Projekt umgesetzt.“ Zum Thema Hochwasser sagt Grüneis: „Die Auswirkungen für den Hochwasserschutz sind zwar minimal, auf dieser verhältnismäßig kleinen Fläche kann man aber schlicht und einfach keine großen Wassermengen rückstauen, da das Gebiet im Hochwasserfall ohnehin fast zur Gänze unter Wasser steht.“
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