Das Schicksal von Pfarrer Heinrich Steiner im Gedächtnisbuch
KEMATEN. Nach dem Vorbild des Gedächtnisbuchs, das in der Gedenkstätte Dachau aufliegt, werden im „Gedächtnisbuch OÖ“ Biografien NS-Verfolgter aus Oberösterreich vorgestellt, darunter findet sich auch das Schicksal von Pfarrer Heinrich Steiner aus Kematen.

Die Biografien werden von Personen gestaltet, die einen persönlichen, örtlichen oder inhaltlichen Bezug zu ihnen haben. Im Medium Buch werden die Biografien an zentralen Orten aufbewahrt und sind öffentlich zugänglich, um diese in die Gedenkkultur des Landes Oberösterreich einzubinden und vor dem „Vergessen“ zu bewahren.
Im Mariendom und im Landesmuseum
Das Buch ist ab im Mariendom Linz und ab Herbst 2020 auch im Oberösterreichischen Landesmuseum (Schlossmuseum) Linz öffentlich einsehbar und wird jährlich mit neuen Biografien erweitert. Ein Projekt, das verbindetDas Projekt verbindet zivilgesellschaftliche Erinnerungskultur mit historisch-biografischem Lernen. Durch die Auseinandersetzung mit den jeweiligen Biografien werden nicht nur die Geschichten ehemals verfolgter bzw. widerständiger Personen im kollektiven Gedächtnis bewahrt und neue Quellen erschlossen, sondern diese auch in Beziehung zur eigenen Biografie und Gegenwart gesetzt.
Unabhängige Projektgruppe
Das Projekt „Gedächtnisbuch Oberösterreich“ wird von einer unabhängigen Projektgruppe getragen, die sich im Jahr 2019 aus einer Kooperation von Institutionen und Einzelpersonen gebildet hat. Zum Trägerkreis gehören derzeit: Andreas Schmoller (Leiter) und Verena Lorber vom Franz und Franziska Jägerstätter Institut, Florian Schwanninger Leiter vom Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim, Thomas Schlager-Weidinger von der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz und Jägerstätter-Biografin Erna Putz.
Initiatorin Erna Putz
Die Initiatorin des „Gedächtnisbuches OÖ“ Erna Putz verweist auf die Bedeutung der Zeugnisse der NS-Verfolgten für die Gegenwart: „KZ-Überlebende hätten auf Schrecken und Terror nicht mit Hass oder Rachegedanken reagiert, sondern mit Menschenfreundlichkeit“, erinnerte Putz: „Pfarrer Steiner etwa hatte auf seinen Wegen mit dem Fahrrad immer Blumen und Brot für andere Menschen mit.“
Das zentrale Anliegen
Das zentrale Anliegen der Buchpräsentation für Erna Putz: „Holen wir die Mutigen und Aufrechten und die Vergessenen in unser Gedächtnis! Heute dürfen wir für das Zeugnis der an die zehntausend vom Nationalsozialismus verfolgten OberösterreicherInnen dankbar sein. Ihre Gestalten verändern das Bild unseres Bundeslandes. Damit sie nicht vergessen bleiben, wird das „Gedächtnisbuch OÖ“ begonnen.
Gedächtnis des Leidens
Bischof Manfred Scheuer: Das Gedächtnis des Leidens richtet sich auf ganz konkrete Menschen Bezugnehmend auf die Biografien sagte der Bischof, „das Gedächtnis des Leidens richte sich primär auf ganz konkrete Menschen mit ihren Gesichtszügen, mit ihren Namen, mit ihrer Biografie, mit ihren Ecken und Kanten, mit ihrem Sinnentwurf. Im Vordergrund stünden die Opfer und Zeugen, die standgehalten hätten, das Unrecht nicht mitmachen wollten, ihm Widerstand geleistet und den unschuldig Verfolgten geholfen hätten“.
Pfarrer Heinrich Steiner
Heinrich Steiner (1907-1989) war ein aus Grieskirchen stammender katholischer Priester. Er wirkte ab 1935 als Pfarrer von Steinerkirchen am Innbach. Nach seiner Verhaftung durch die Gestapo 1939 und Verurteilung zu einem Jahr Gefängnis wurde Steiner 1940 in das KZ Dachau deportiert. Nach der Befreiung des Lagers durch US-amerikani-sche Truppen gelangte er mit anderen Priesterkollegen in einem mühsamen Fußmarsch wieder in seine Heimatpfarre zurück, wo er bis zu seinem Tod 1989 als Seelsorger wirkte.
Ein Priester mit Herz
Laut Erna Putz war Steiner dafür bekannt, dass er immer am Rad unterwegs war und Blumen mitbrachte. Anlässlich seines 30. Todestages erinnerte die Pfarre Steinerkirchen im Vorjahr mit einer Gedenkveranstaltung an den Priester und KZ-Überlebenden.<
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