„Sein oder Nichtsein“, fragt Pro Brass - Lorenz Raab im Interview
LINZ/RAINBACH IM INNKREIS. „Sein oder Nichtsein“, diese Frage aller Fragen hat das hochkarätige Ensemble Pro Brass bei seinem neuen Programm und Album zum Motto gemacht. Am Freitag, 3. Dezember, 19.30 Uhr, gibt's ein Heimspiel im Musiktheater Linz, im Rahmen der Reihe „Woodstock in Concert“. Tips hat sich mit dem gebürtigen Rainbacher und Pro-Brass-Trompeter Lorenz Raab vorab unterhalten.

Pro Brass gibt es mittlerweile seit Anfang der 80er-Jahre. Was damals als Idee entstand, ist heute noch so neu wie damals. Die 15 Musiker von Pro Brass vereinen höchste Blechbläserkunst mit neuen Arrangements und eigenen Kompositionen, mit neuen Ideen und neuen Interpretationen. Zwölf Blechbläser plus Klavier und Percussion sorgen auf der Bühne für fabelhafte Klänge. Allesamt Mitglieder internationaler Top-Orchester, Hochschulprofessoren, Klassiker, Jazzer, Grenzgänger. Ob humorvoll, klassisch oder unkonventionell – Pro Brass vereint Virtuosität mit Leichtigkeit.
Tips hat sich vorab mit Trompeter Lorenz Raab unterhalten.
Lorenz Raab im Interview
Tips: Ihr habt mit Pro Brass eine neue CD und ein neues Konzertprogramm herausgebracht. Zu erleben seid ihr am 3. Dezember im Musiktheater – warum der Name „Sein oder Nichtsein?“ Was verknüpft ihr damit?
Raab: Die Frage aller Fragen haben wir uns zum Motto gemacht und was anfangs als Inspirationsquelle gedacht war, wurde im Laufe der Arbeit immer mehr zum eigentlichen Thema. Am 3. Dezember ist es nun endlich so weit: Unser Publikum darf sich ein musikalisches Bild davon machen.
Tips: Nicht nur das Publikum, auch ihr als Musiker hattet eine lange Corona-Durststrecke. Da wird die Freude, wieder live spielen zu können, umso größer sein?
Raab: Die Freude ist riesig, das war bei unserer „Vorpremiere“ am 31. Oktober in Götzis in Vorarlberg deutlich spürbar und wurde uns mit Standing Ovation gedankt. Das wünschen wir uns selbstverständlich auch für unser Heimspiel im Musiktheater Linz (lacht).
Tips: Auf dem Album finden sich klassische Stücke wie Carl Orffs „In Trutina“ oder das Concerto alla rustica von Vivaldi, aber auch Arrangements von bekannten Pop-Songs wie Adele's Hello. Wie kam es zur Liedauswahl?
Raab: Wir haben uns bemüht ein völlig neues Programm zusammenzustellen und dieses auf CD zu verewigen. Einige wenige Stücke wie Hello und Truth of Touch haben wir auch in den letzten zwei bis drei Jahren, also kurz vorm Lockdown, schon live gespielt. Alle anderen Stücke sind neu komponiert oder neu arrangiert. Pro Brass unterscheidet prinzipiell nicht zwischen verschiedenen musikalischen Genres, sondern spielt, was ins Programm passt und vor allem den Mitgliedern gefällt. Dabei darf man als Liedauswahl-Verantwortlicher niemals den speziellen Pro Brass-Sound aus den Augen verlieren. Auch das ist uns, glaube ich gelungen (lacht).
Tips: Besonders bei Pro Brass ist die Verbindung von Blechbläsern mit Klavier und Percussion – vor allem das Klavier sieht man hier nicht so oft… Bringt euch das mehr Möglichkeiten, mehr musikalische Vielfalt?
Raab: Ja, es bietet mehr musikalische Möglichkeiten, zum einen. Zum anderen gibt es in den Momenten, in denen alle zwölf Ober- und Unterlippen gemeinsam eine kurze Pause brauchen, die Möglichkeit, den musikalischen Bogen weiter zu spannen.
Tips: Pro Brass gibt's mittlerweile seit Anfang der 80er-Jahre – eine sehr lange Zeit. Wird's da nicht mal langweilig? Bei Pro Brass hat es 2017 auch eine große Änderung gegeben: Alfred Lauss-Linhart hat aufgehört. Wie führt ihr Pro Brass weiter?
Raab: Seit 1. Jänner 2020 haben wir als Atemmusik OG das Ensemble übernommen und wollen es mit frischem Wind weiter in die Zukunft tragen. Es liegt an der Kreativität und der Begeisterung aller Beteiligten, keine Langeweile aufkommen zu lassen und das fällt uns allen relativ leicht.
Tips: Wikipedia gibt an, dass du zur Trompete gekommen bist, weil bei der Feuerwehrmusikkapelle Rainbach einer benötigt wurde. Eine gute Entscheidung, wie sich herausgestellt hat. Oder wäre dir damals ein anderes Instrument lieber gewesen?
Raab: Ja: Schlagzeug, Gitarre oder Saxofon und in dieser Reihenfolge. Ich bin mit der Entscheidung zur Trompete aber immer und eigentlich sofort sehr zufrieden gewesen. Ich könnte es mir heute nicht mehr anders vorstellen.
Tips: Du bist Solo-Trompeter beim Orchester der Volksoper, auch Jazz-Trompeter, hast einige weitere Ensembles. Was macht den Unterschied aus – oder gehört das für dich zusammen?
Raab: Musik ist Musik und passiert im Moment. Das ist das Schöne an meiner Arbeit. Vormittag Probe in einem Keller mit einem Ensemble aus dem Jazzbereich und am Abend Rosenkavalier in der Volksoper Wien. Dann nach Oberösterreich zu den Proben mit Pro Brass und Klassik, Jazz und Pop proben und aufführen. Rosenjodler und Lippenkavalier sagt doch alles, oder?
Tips: Gerade durch Festivals wie dem Woodstock der Blasmusik – wo du auch Dozent der Academy bist – ist die Blasmusik-Szene wieder sehr cool geworden. Blasmusik zieht junge Leute wieder an. Woran liegt's deiner Meinung nach?
Raab: Ich denke, dass im ganzen Land Österreich die Blasmusik-Szene gemeinsam mit den Musikschulen in den letzten Jahrzehnten wunderbare Arbeit geleistet haben, von der ich selbst auch profitiert habe. Nun gibt es - schon bevor die jungen Musikanten sich überhaupt für ein Musikstudium entscheiden – bestens ausgebildete musikbegeisterte Menschen, die, sofern sie nicht sogar schon am Festival spielen dürfen, dieses besuchen und im Publikumsbereich rund um die Uhr spielen.
Service und Gewinnen
Freitag, 3. Dezember, 19.30 Uhr, Musiktheater Linz: Pro Brass (im Rahmen von Woodstock in Concert). Infos und Tickets beim Landestheater Linz. Kartenpreise von 15 bis 67,50 Euro.
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