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Ordnungsdienst Linz: ruhig bleiben und keine Vorurteile

Nora Heindl, 27.03.2025 06:33

LINZ. Manche behaupten immer noch, die vom Ordnungsdienst würden eh nur spazieren gehen. 20.088 Einsätze im Jahr 2024 zeugen vom Gegenteil. Ob die Missachtung von Halte- und Parkverboten, ein nicht angeleinter Hund, Alkohol im Volksgarten, illegale Bettelei oder eine private Hecke am Pöstlingberg, die den Gehsteig überwuchert – der Ordnungsdienst hat alle Hände voll zu tun. Eine, die weiß, wies läuft, ist Kontrollinspektorin Martina Bauer.

Die Ordnungsdienst-Mitarbeiter drehen täglich ihre Runden durch das Linzer Stadtgebiet. (Foto: Ordnungsdienst Linz)
  1 / 3   Die Ordnungsdienst-Mitarbeiter drehen täglich ihre Runden durch das Linzer Stadtgebiet. (Foto: Ordnungsdienst Linz)

Mit zwölf Mitarbeitern hat der Ordnungsdienst der Stadt Linz 2010 seinen Dienst angetreten. Heute sind es 29. In Zweier-Teams sind sie täglich zwischen 6.30 und 22.30 Uhr in zwei Schichten unterwegs, um für mehr Ordnung und Sauberkeit zu sorgen. Da kommt schon eine ganz schöne Strecke zusammen. „Wir legen Minimum zehn Kilometer am Tag zurück. Kollegen sind aber auch schon bis zu 25 Kilometer gegangen“, erzählt Kontrollinspektorin Martina Bauer, Ordnungsdienst-Mitarbeiterin der ersten Stunde.

Den mit Abstand größten Posten nahm im Vorjahr mit 11.847 Einsätzen die Kontrolle des ruhenden Verkehrs ein, also Halte- und Parkverstöße. Die Mitarbeiter greifen aber auch ein, wenn ein Hund ohne Leine läuft oder sich gar auf einem Spielplatz aufhält, was in Linz verboten ist, bei illegaler Bettelei sowie bei unerlaubtem Alkoholkonsum im Volksgarten oder im Schillerpark. Gerade Letzteres kann zur Geduldsprobe werden. „Wir haben schon Leute gehabt, die drei Anzeigen an einem Tag bekommen haben, weil irgendwann willst du einfach nicht mehr reden, und schnappen und rauswerfen können wir sie nicht“, so die 53-Jährige. Verstärkte Kontrollen finden auch beim Bahnhof und aktuell gerade wieder im GWG-Park statt. Die Hauptprobleme sind auch hier Alkohol, Drogen und Lärm. „Wenn fünf, sechs beieinander stehen und laut sind, löst das bei Vorbeikommenden einfach ein ungutes Gefühl aus“, weiß Martina Bauer.

Generell gilt für sie: „Wenn was ist, gehen wir nicht einfach vorbei. Auch wenn wir nicht zuständig sind, helfen wir. Letztens haben wir beispielsweise die Ersthelfer bei einem Auffahrunfall gemacht. Auch wenn manche meinen, wir würden nur durch Linz spazieren und uns dabei unterhalten, wir kriegen alles mit.“

Der eine schimpft, dafür bedankt sich ein anderer

Natürlich hat nicht jeder seine Freude mit dem Ordnungsdienst. „Wenn wir auf die Leute zugehen, hat’s natürlich was und nicht jeder findet gut, was wir tun. Wir sind die, die die Leute strafen, ihnen auf den Zeiger gehen. Es gibt auch immer welche, die meinen, dass wir Ruhe geben sollen. Aber mit dem musst du leben, wenn du als Uniformierter eine Strafe ausstellst. Dafür bedankt sich derjenige, der uns gerufen hat, weil vielleicht der Gehweg komplett verparkt war“, erzählt Bauer.

Mit dem rauen Ton auf der Straße hat die 53-Jährige aber erst einmal umgehen lernen müssen. Sie war zuvor im Verkauf, bis sie gemerkt hat, dass sie eigentlich für die Uniform geschaffen ist. Weil es damals für die Polizei zu spät war, ging sie zur Flughafensicherheit. Als der städtische Ordnungsdienst ausgeschrieben wurde, hat sie sich beworben. „Im ersten Jahr hat es wirklich mal eine Zeit gegeben, wo ich ans Aufhören gedacht habe. Ich habe das einfach nicht ertragen. Weil du stehst ja für was Gutes, für Ordnung, Sauberkeit und Sicherheit, und trotzdem wirst du beleidigt, verfolgt und sogar bespuckt. Anfangs hat mich das sehr mitgenommen. Geholfen hat mir dann eine Weiterbildung, dank der ich verstanden habe, dass solche Beleidigungen nichts über mich aussagen, sondern nur über den Menschen, der sie äußert. Verbale Attacken prallen mittlerweile an mir ab. Aber ja, ich habe seither Schimpfwörter kennengelernt, die ich vorher nicht kannte, wie etwa ‚unchristlicher Scheißhaufen‘“.

„Es sind alles Menschen“

Neben der Allzweckwaffe, ruhig zu bleiben, lernen die Mitarbeiter auch, ohne Vorurteile an jede Situation heranzugehen. „Egal ob Obdachloser oder Anzugträger, es sind beides Menschen und wir wissen ja nicht, was hinter dem Ganzen steckt. Ich hatte schon Situationen, wo ich mir sicher war, dass es Ärger gibt und dann war nichts. Und umgekehrt ist einer mit Anzug und Krawatte, wo ich dachte, mit dem kann man ordentlich reden, schlimmer ausgetickt als der ärgste Betrunkene im Schillerpark. Es gibt kein einheitliches Rezept. Manchmal hilft es, jemanden sich einfach mal verbal auskotzen zu lassen oder ein Schmäh. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass uns immer Leute zusehen, die die Situation filmen, sich einmischen. Du stehst permanent unter Beobachtung. Damit steigt der Druck und dem musst du standhalten. Unsere Waffe sind unsere Worte. Was anderes haben wir nicht.“

Ansehen gewachsen

Man wächst mit seinen Aufgaben, so auch der Ordnungsdienst und sein Ansehen in der Gesellschaft. „Anfangs waren wir nicht erwünscht. Aber wir haben alles daran gesetzt und jede Aufgabe, die man uns gestellt hat, gemeistert. Heute sind wir, denke ich, nicht mehr wegzudenken. Wir werden mittlerweile von sämtlichen Organisationen für den Sicherheitsdienst angefordert, weil sie einfach wissen, dass wir es können.“ Für die 53-Jährige ein besonderes Lob, schließlich bezeichnet sie den Ordnungsdienst liebevoll als ihr „Baby“.


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