Reisen ohne Pass, Türen ohne Schlüssel öffnen: Neues Doppler Labor an der JKU forscht an der Zukunft der digitalen Identität
LINZ. Die JKU und damit Linz ist um eine bemerkenswerte neue Forschungseinrichtung reicher: Das neue „Christian Doppler Labor für private digitale Authentifizierung in der physischen Welt“ (DIGIDOW) wurde mit einer virtuellen Feier eröffnet. Unter der Leitung von Professor René Mayrhofer wird der Frage nachgegangen, wie digitale Identität für die Authentifizierung in der physischen Welt genutzt werden kann, ohne die Privatsphäre der Nutzer zu gefährden.

Reisen ohne Pass, Türen öffnen ohne Schlüssel, Straßenbahn-Fahren ohne physisches Ticket – die Digitalisierung und die Speicherung biometrischer Daten könnte das möglich machen. Aber: zentralisierte Datenbanken für biometrische Daten können auch eine große Gefahr darstellen, wie Missbrauch bei Massenüberwachung, sie sind auch anfällig für Fehler und Daten-Leaks.
An der Linzer Kepler Uni (JKU) forscht das neue Labor nun daran, um all diese Dinge in Zukunft möglich zu machen und gleichzeitig den Schutz der Daten zu gewährleisten.
„Was jetzt zum Beispiel im zentralen Melderegister vorliegt, sind eher statische Daten, Stammdaten, die sich nicht so schnell ändern. Jedes mal aber wenn ich in eine Straßenbahn steige, eine Bürotüre aufmache, dann fallen ungleich viel mehr Daten an. Das ist etwas, vor dem wir etwas Angst haben, und ist einer der Ausgangspunkte, warum dieses Labor gegründet wurde“, so Mayrhofer.
Geforscht wird an dezentralen Lösungen, um alle Nutzern bessere Kontrolle über ihre Interaktionen in der digitalen sowie physischen Welt und damit den Datenspuren, die sie notwendigerweise hinterlassen, zu geben.
Jährliche Prototypen werden den Fortschritt demonstrieren und die Evaluierung anhand konkreter Anwendungsfälle ermöglichen.
Virtuelle Eröffnungsfeier
Unter digitaler Anwesenheit von Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck, Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner und dem Linzer Bürgermeister Klaus Luger erklärten JKU-Rektor Meinhard Lukas, der Präsident der Christian Doppler Forschungsgesellschaft Martin Gerzabek und der Leiter des Labors René Mayrhofer bei der Eröffnungsfeier die wissenschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung der Forschungseinrichtung.
„Die Digitalisierung bietet uns viele Chancen und Möglichkeiten - vom elektronischen Bezahlen bis hin zum Reisepass. Damit es aber auch sicher ist, muss noch viel geforscht werden“, betonte Ministerin Schramböck. Das Wirtschaftsministerium fördert das neue Labor mit über einer Million Euro, dazu kommt Unterstützung privater Unternehmer.
Landesrat Achleitner und Bürgermeister Luger gingen auf die Bedeutung des Labors für den Standort Linz und Oberösterreich ein. „Daten sind das neue Gold. Die Achillesferse dabei sind jedoch der Schutz der Daten und die Datensicherheit. Daher will sich Oberösterreich auch als international sichtbares Kompetenzzentrum für IT-Sicherheit etablieren“, so Achleitner. Luger pflichtet bei: „Es freut mich außerordentlich, dass der Standort Linz um eine wesentliche Forschungseinrichtung reicher geworden ist. Das Christian-Doppler-Labor stellt für mich eine gelungene Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft dar, die für beide zahlreiche Vorteile bringt“.
„Sicherheit und Freiheit verbinden“
„Aufgabe der Wissenschaft ist es, Sicherheit und Freiheit zu verbinden“, unterstreicht Rektor Lukas. „Wir haben eine Verantwortung der Gesellschaft und dem Einzelnen gegenüber. Wir haben die Verantwortung, umfassend und folgenabschätzend nachzudenken. Gerade die aktuelle Corona-Krise zeigt uns, wie verlockend es manchmal scheint, Grundrechte zumindest für eine kleine Weile nicht für so wichtig zu erachten. Aber diese Verlockung ist eine gefährliche, denn wer einmal eine solche Entscheidung getroffen hat, kann sie wieder treffen. Deshalb es ist von größter Bedeutung, dass die moralische Dimension schon bei der Entwicklung solcher Anwendungen implementiert ist. Ich wünsche allen Beteiligten viel Erfolg für die kommenden Jahre und die vor ihnen liegenden Forschungstätigkeiten.“
„Ambitionierter Projektplan“
Der Projektplan des neuen Labors sei ambitioniert, so Mayrhofer, im zweiten Jahr könne man vielleicht schon beim Partner Kepler Universitäts Klinikum Probleme im medizinischen Alltag angehen, etwa Türen nicht mehr händisch zu öffnen (Stichwort Einweghandschuhe), sondern mit Gesichtserkennung.
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