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Kontrollamt: Lage für Design Center Linz „existenzbedrohend“

Jürgen Affenzeller, 30.09.2020 11:59

LINZ. Das Linzer Design Center muss nicht nur Einnahmenausfälle in Höhe von 2,7 Millionen Euro seit dem Start der Corona-Pandemie verkraften – Tips berichtete - auch der aktuelle Bericht des Kontrollamts fördert zutage: Um überleben zu können, wird sich das Design Center wohl völlig neu aufstellen müssen.

Ernüchternder Kontrollamts-Bericht zur Lage des Linzer Design Centers. (Foto: Linz aus der Luft)
Ernüchternder Kontrollamts-Bericht zur Lage des Linzer Design Centers. (Foto: Linz aus der Luft)

Einige Punkte und Auszüge aus dem 52-seitigen Kontrollamtsbericht, der Tips vorliegt:

Die Lage des Design Center Linz ist existenzbedrohend, da der Geschäftsbetrieb mit 10. März 2020 de facto eingestellt wurde. Bis Ende Juni wurden 21 Veranstaltungen abgesagt, bereits im April lag man bei den Erlösen mit 700.000 Euro hinter Plan, bis September betrug der Schaden rund 2,7 Millionen Euro, wie auch Bürgermeister Klaus Luger und Geschäftsführer Thomas Ziegler zuletzt im Rahmen einer Pressekonferenz berichteten.

Keine Fixkostenzuschüsse vom Bund

Der überwiegende Teil der Mitarbeiter befindet sich in Kurzarbeit, Hilfen wie Fixkostenzuschüsse bleiben dem Design Center wegen des Status der Liebhaberei bekanntlich verwehrt.

1,1 Millionen Euro Zuschuss vom Gemeinderat

Angesichts der COVID-19-Krise und den massiven Auswirkungen auf die DCB (Design Center Betriebsgesellschaft) beschloss der Gemeinderat am 2.7.2020 einen zusätzlichen städtischen Zuschuss für 2020 in Höhe von weiteren maximal 1,1 Mio.Euro, abhängig von einer wirtschaftlichen Gestionierung durch die Geschäftsführung und dem tatsächlichen dokumentierten Liquiditätsbedarf. „Sollte sich in den nächsten Monaten jedoch zeigen, dass dieser Zuschuss für einen Fortbestand der DCB nicht ausreicht, ist die Lage neu zu bewerten“, heißt es im Kontrollamts-Bericht.

Kritik an Internet-Präsenz

Nicht zuletzt die Internet-Präsenz des Design Centers wurde einer kritischen Prüfung unterzogen. Sie wurde in den Jahren 2018 und 2019 einem Relaunch unterzogen, hat aber großes Verbesserungspotenzial, sowohl inhaltlich, als auch strukturell und technisch.

Unklare Zukunfts-Aussichten

Großes Fragezeichen bleibt, wie sich die Nachfrage des Publikums nach Großereignissen (Messen, Meetings, Fachtagungen, Vorträge, Bälle) entwickeln wird und wie viele Messeveranstalter diese Krise wirtschaftlich überleben werden. „Damit verbunden ist, mit welcher Nachfrage nach der Location Design Center in den nächsten Monaten und Jahren zu rechnen ist. Im ersten Halbjahr 2020 wurden in Österreich über 40 Messen abgesagt, die Veranstalter mussten bis zum Sommer einen hundertprozentigen Umsatzausfall hinnehmen“, weiß das Kontrollamt.

Neue Geschäftsmodelle sind gefragt

Für ein Weiterbestehen der Gesellschaft seien deshalb neue Geschäftsmodelle gefragt. „Erste Überlegungen sind im Laufen. In einem ersten Schritt wird sich der Geschäftsführer ab September 2020 zur Gänze der DCB KG widmen und die kaufmännische Geschäftsführung der LIVA abtreten“, wird im Bericht ein Blick in die Zukunft geworfen. Geschäftsführer Thomas Ziegler wird seinen Vertrag bei der Liva, dort ist er kaufmännischer Vorstandsdirektor, bis zu dessen Ablauf am 31. August 2020 erfüllen. 

Fragezeichen Bergschlößl

Das Bergschlößl befindet sich im Eigentum der ILG (Immobilien Linz GmbH & Co KG). Das Haupthaus wurde an die DCB verpachtet, die Remise mit den Büroräumlichkeiten für die LIMAK wird weiterhin von der ILG verwaltet. Es wird als Location genutzt und vermarktet. War eine gewinnbringende Vermietung bereits bisher schwierig, so stellt sich mit der Kündigung des Mietvertrages durch die LIMAK mit Ende Juni 2021 die Frage nach der künftigen Ausrichtung und Weiterverwendung des Gebäudes dringender als je. Ende Juni 2020 wurde der Pachtvertrag des Bergschlößls formell aufgekündigt, somit ist es mit 30.6.2021 an die ILG KG zurückgegeben. Bis ins Frühjahr 2021 werden noch Veranstaltungen stattfinden, eine Verlängerung der Pacht war aus wirtschaftlicher Sicht nicht sinnvoll. Damit ist für die DCB das Kapitel Bergschlößl bald geschlossen.

Luger: Außerordentliche Beirats-Sitzung am Montag

Die schwerwiegende Kritik im jüngsten Kontrollamtsbericht über Aspekte der Geschäftsführung der Design Center Betriebs GmbH beschönigt der Linzer Bürgermeister Klaus Luger nicht: „Ich nehme die Kritikpunkte und auch die Empfehlungen des Kontrollamtes sehr ernst. Die aufgezeigten und nur teilweise bereits behobenen Fehler der Vergangenheit werden in einer außerordentlichen Sitzung des Design Center Beirates am kommenden Montag behandelt werden. Eine lückenlose Aufarbeitung und eine offene Auseinandersetzung mit den Empfehlungen des Kontrollamtes werden im Zentrum der Beirats-Sitzung stehen. Besonders wichtig ist mir, gemeinsam mit den fünf weiteren Minderheits-Eigentümern eine klare Zukunftsperspektive für dieses Haus zu entwickeln. Wobei eines feststeht: ein Verkauf des Design Centers kommt für mich nicht in Frage.“

 

 


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