Nibelungenbrücke und Masterplan Parken: Kampf um den öffentlichen Raum
LINZ. Stau auf der Nibelungenbrücke wegen zusätzlicher Radstreifen und zunehmender Parkdruck: Die Stadt Linz und auch das Land Oberösterreich müssen dringend die Frage klären, wem der öffentliche Raum gehören soll.

Das Pilotprojekt ist noch nicht einmal offiziell gestartet und schon ein großer Aufreger: Auf der Nibelungenbrücke haben Fahrradfahrer zwei zusätzliche Streifen bekommen, für Autos fällt eine Fahrspur pro Richtung weg. Bereits ab dem ersten Tag, an dem die dritte Spur für Kfz wegfiel, kam es zu Staus.
Verärgerte Pendler steigen gegen das Projekt auf die Barrikaden, Verkehrslandesrat Günther Steinkellner (FP) äußerte sich kritisch: Sollte die Brücke aufgrund der neuen Radwege nicht „die erforderliche Leistungsfähigkeit“ erreichen, sei diese Lösung langfristig nicht tragfähig. Auf einen konkreten Zeitraum, nach dem das Projekt für ihn gescheitert ist, wollte sich der Landesrat auf Nachfrage nicht festlegen, es gäbe aber eine klar begrenzte Testphase.
Eigene Radlerbrücke?
Der Forderung der Linzer Grünen nach einer eigenen Brücke für Radfahrer kann Steinkellner etwas abgewinnen: „Ich habe von Anfang an betont, dass eine eigenständige Radwegbrücke die beste und nachhaltigste Lösung für den Linzer Radverkehr wäre – ohne den ohnehin sensiblen Verkehrsfluss auf der Nibelungenbrücke weiter einzuschränken. Bisher ist das Projekt allerdings an der fehlenden Finanzierung durch die Stadt Linz gescheitert.“
Eigentlich sollte ja die Donautalbrücke jenen Entlastungseffekt bringen, der das Radprovisorium ermöglicht. Steinkellner sagt, es sei eben nicht so einfach, den Pendlerverkehr umzulenken, die Nibelungenbrücke bleibe eine zentrale Verkehrsachse. Allerdings könne die Donautalbrücke ihre finale Wirkung erst nach Fertigstellung des Tunnels durch den Freinberg (2032) entfalten.
Derzeit wird die neue Brücke von rund 8.000 Autos täglich befahren, auf der Nibelungenbrücke ging die Zahl von bis zu 38.000 Fahrzeugen täglich auf rund 28.000 Fahrzeuge täglich (Durchschnittswert der letzen 28 Tage) zurück.
„Eskaliert die Situation, ziehen wir die Reißleine“
Auch der Linzer Verkehrsreferent Martin Hajart (VP) meint: Nach dem offiziellen Start (Verkehrsfreigabe für die zwei neuen Radstreifen ist der 7. April) werde man sich ansehen, ob die erwarteten Verlagerungseffekte hin zur Donautalbrücke eintreten: „Eskaliert die Situation weiterhin, dann ziehen wir natürlich die Reißleine.“ Allerdings brauche es dann Alternativen, so Hajart weiter.
Nach den ersten Tagen jedenfalls zieht er gemischte Bilanz: „Die Verkehrsführung auf der unterwasserseitigen Spur (Seite Lentos und AEC) funktioniert reibungslos. Die Rückstauprobleme oberwasserseitig (Seite Neues Rathaus) nehmen wir sehr ernst.“ Hier werde nachgebessert – mit einer Markierungsanpassung. Langfristig brauche es auch überregionale Maßnahmen, der starke Pendler-Verkehr dürfe nicht zu Lasten der Linzer Bevölkerung gehen, so Hajart. Mittelfristig unumgänglich ist für ihn ein Park and Ride Ring rund um Linz.
Einmal mehr zeigt sich, dass es in Linz und dem Umland jahrzehntelang verschlafen wurde, sinnvolle Alternativen für den Pendlerverkehr voranzutreiben. Die Regionalstadtbahn fährt frühestens ab dem Jahr 2032, der gesamte Westring wird im besten Fall 2035 für den Verkehr freigegeben. Ausbaden müssen das nicht nur die Pendler, die im Stau stehen, sondern auch jene Linzer, die gerne in einer Stadt leben würden, in welcher der öffentliche Raum nicht vorrangig den Autos gehört.
Reizthema Parkplätze
Denn es stehen nicht nur die Pendler im Stau – es stehen auch zahlreiche Autos ungenutzt im Stadtraum herum. Laut VCÖ-Studie ist ein privater Pkw im Schnitt 23 Stunden pro Tag ein „Stehzeug“ – und beansprucht dabei viel Raum. Raum, der anders sinnvoller genutzt werden könnte, meinen die einen. Andere Städte streichen deshalb Parkplätze – Paris bis zu zehn Prozent, in Amsterdam wird die Zahl der Parkberechtigungen jährlich um 1.500 reduziert. Die andere Seite fordert mehr und günstigere Parkmöglichkeiten.
„Masterplan Parken“ für Linz
In Linz wird unter der Leitung von Vizebürgermeister Martin Hajart an einer Neuausrichtung der Parkraumpolitik gearbeitet. Der „Masterplan Parken“ soll die unterschiedlichen Bedürfnisse von Anrainern mit Auto, Betrieben, Fußgängern und Radlern in Einklang bringen. Vorgesehen sind etwa Modelle für Bewohnerparkzonen, möglich auch vorrangig in den Abend- und Nachtstunden.
Das Land OÖ prüft parallel, ob die Schaffung „Grüner Zonen“ – also zonenbasierter, gebührenpflichtiger Dauerparkregelungen – gesetzlich möglich ist. Teil des „Masterplans Parken“ wird auch das digitale Parkleitsystem für Innenstadtgaragen sein, die Ausschreibung ist für heuer geplant.
Hajart betont auch, dass es insbesondere in der Innenstadt zusätzliche leistbare Parkplätze in Sammelgaragen brauche. Bei Neubauten oder Nachverdichtungen müsse man ebenfalls Stellplätze mitdenken. Für Anfang Mai werde ein Sonderverkehrsausschuss einberufen, um gemeinsam mit den dort vertretenen Parteien Leitlinien zu entwickeln.
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02.04.2025 21:12
Die teuersten Fahrradstreifen der Geschichte
Wir bauen um 305 Mio. Euro eine neue Fahrspur je Fahrtrichtung (Donautalbrücke) über die Donau, um dann nach Fertigstellung auf der bestehenden Nibelungenbrücke eine Fahrspur zu streichen. Effekt nach millionenschweren Investitionen: 3 Brückenspuren für Autos, somit gleich viele wie vor Baustart der 305 Mio. teuren neuen Donautalbrücke. Ich bezweifle somit massiv, ob die Verantwortlichen Planer und Politiker von Rot und Grün den Zahlenraum bis 4 beherrschen. Im letzten Kindergartenjahr wird dies grundsätzlich verlangt, ansonsten ist der Besuch der 1. Klasse VS nicht möglich. Und pikantes Detail am Rande: Der Start für das Streichen der 3. Fahrspur wurde wegen der notwendig gewordenen Bürgermeisterwahl in Linz vom Herbst 2024 ins Frühjahr 2025 verschoben. Gute Nacht Linz & OÖ!
02.04.2025 21:11
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