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"Giant Gas Prospect Welchau": In Molln soll nahe Naturschutzgebiet und Nationalpark nach Erdgas gebohrt werden

Tips Logo Sophie Kepplinger, BA, 16.01.2023 10:57

MOLLN. Für Aufregung in der Gemeinde Molln – und darüber hinaus – sorgt aktuell ein Projekt der Gasförderfirma ADX Energy. Das australische Unternehmen soll eine Lizenz für Erdgasbohrungen in der Nationalpark-Gemeinde erhalten haben. Noch im Frühling werde rund um das Gebiet „Welchau“, ganz in der Nähe des Naturschutzgebiets Jaidhaus und dem Nationalpark Kalkalpen, mit den Bohrungen begonnen. Naturschützer und Gemeindebürger sind empört.

  1 / 3   Nicht weit von dem Gasfeld entfernt beginnt die Waldwildnis des Nationalpark Kalkalpen (Foto: Nationalpark Kalkalpen/Koenigshofer)

Entlang des Hilgerbachs führt der Wanderweg Nr. 467 zur Feichtauhütte und zur Hohen Nock. Der malerische Blick auf die Nordseite des Sengsengebirges begleitet Wanderer vorbei an der Jagdhütte Welchau – und über ein offenbar riesiges Gasfeld unter der Erde. Für die Förderung dieses „Gasfelds mit Weltklasse-Ressourcenpotenzial“, wie es in einer offiziellen Presseaussendung heißt, habe nun die australische Gasförderfirma ADX Energy die Lizenz erhalten. ADX Energy selbst habe mit der österreichischen Forstverwaltung die notwendigen Verträge zur Mietung des Bohrplatzes und für die Zugangswege zum Projekt geschlossen.

Treffen „alarmierter Bürger“

Nach Bekanntwerden des „Giant Gas Prospect Welchau“ zeigen sich Naturschützer und Gemeindebürger empört – und alarmiert. Auf einer Fläche von 23 Kilometern liege das Gasfeld in unmittelbarer Nähe zum Naturschutzgebiet Jaidhaus und dem Gebiet des Nationalparks Kalkalpen. Ein erstes Treffen „alarmierter Bürger“ fand vergangenen Sonntag im Landgasthof Klausner in Molln statt. Teilgenommen an dem Treffen hat auch Franz Maier, Präsident des Umweltdachverbands. Er berichtet: „Die Aufregung bei dem Treffen war entsprechend groß, weil praktisch niemand von dem Projekt etwas wusste – mit Ausnahme des Bürgermeisters, der aber auch nicht in der gesamten Dimension informiert wurde. Alle anderen Teilnehmer fühlen sich vor den Kopf gestoßen. Es macht prinzipiell nachdenklich, wenn solch ein Projekt nicht kommuniziert wird und keine Einbindung erfolgt. Das schafft Unruhe.“ Der allgemeine Tenor im Seminarraum: Es müsse alles mögliche versucht werden, um das „Giant Gas Prospect Welchau“ noch abzuwenden.

Bürgermeister: „Betreiber sollen Rede und Antwort stehen“

Auch Mollns Bürgermeister Andreas Rußmann (SPÖ) zeigt sich empört. Er wolle die Verantwortlichen in die Nationalpark-Gemeinde holen, um Klarheit über das Projekt zu schaffen. „Betreiber und politische Entscheidungsträger von Land und Bund sollen in Molln Rede und Antwort stehen“, betont Rußmann. Ein entsprechender Informationsabend werde von ihm organisiert.

Grüne fordern Offenlegung aller Infos und wollen in Landtagsanfrage wissen, ob der Naturschutz dieses Projekt überhaupt zulässt

„Vorbei am Naturschutz, der Bevölkerung und am Hausverstand“ betiteln die Grünen in einer Presseaussendung das Erdgas-Projekt. Sie wollen den Naturschutz-Aspekt zum Landtagsthema machen. In einer mündlichen Anfrage wollen sie wissen, ob und inwieweit ein solches Projekt in unmittelbarer Nähe eines Naturschutzgebietes überhaupt realisierbar ist. “Wir haben neben dem Naturschutzgebiet, auch den Nationalpark und damit insgesamt einen hochsensiblen Bereich. Da wird ja nicht einfach senkrecht in die Tiefe gebohrt, sondern ein Großprojekt auf die Beine gestellt, mit unbekannten Auswirkungen auf den Boden und das gesamte Areal. Das werden wir mit Nachdruck hinterfragen“, kündigt der Grüne Naturschutzsprecher LAbg. Rudi Hemetsberger an.

SPÖ OÖ: „Wer trägt Verantwortung für Ausverkauf der Natur und österreichischem Gas?“

Auch Landesrat Michael Lindner, Vorsitzender der SPÖ OÖ meldete sich mit klaren Worte zu der aktuellen Situation in Molln: „Die Mollner sowie die gesamte österreichische Bevölkerung haben das uneingeschränkte Recht unverzüglich zu erfahren, was hinter diesem undurchsichtigen Gas-Deal in Molln steckt.“ Lindner werde in der nächsten Sitzung der Oö. Landesregierung einfordern, dass Bundes- und Landesregierung sofort die gesamten Vorgänge offenlegen.


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