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„2024 war ein Feuerjahr“: Oberösterreichische Versicherung zieht Bilanz

Tips Logo Karin Seyringer, 11.12.2024 22:40

OÖ/LINZ. Das Hochwasser im September habe „zum Glück nur gestreift“, 2024 war laut Oberösterreichischer Versicherung aber ein „Feuerjahr“. Generell ziehen Generaldirektor Othmar Nagl und Vorstandsdirektorin Kathrin Kühtreiber-Leitner am Mittwoch in Linz eine zufriedene Bilanz zum Jahresende 2024.

Ziehen 2024er-Bilanz: OÖ Versicherung-Vorstandsdirektorin Kathrin Kühtreiber-Leitner und Generaldirektor Othmar Nagl (Foto: OÖ Versicherung)
Ziehen 2024er-Bilanz: OÖ Versicherung-Vorstandsdirektorin Kathrin Kühtreiber-Leitner und Generaldirektor Othmar Nagl (Foto: OÖ Versicherung)

Im Kerngeschäft, dem Schaden-Unfall-Bereich wird die OÖ Versicherung mit voraussichtlich 6,2 Prozent Prämienwachstum bilanzieren – gestiegen auf 425,6 Millionen Euro Prämienvolumen, nach 401 Millionen Euro im Vorjahr. Bei den Schadensleistungen wird ein Plus von 11,6 Prozent zum Vorjahr erwartet, derzeit bei 211,6 Millionen Euro.

„Wenn man das Gesamtgeschäft unseres Hauses betrachtet, sowohl im direkten als auch im indirekten Geschäft, und die Lebensversicherung miteinbezogen, werden wir auf 564,2 Millionen Euro kommen“, so Generaldirektor Othmar Nagel. „Wir sind zuversichtlich, bis zum Jahresende einen Gewinn vor Steuern von 38,1 Millionen Euro erzielen zu können“, so Nagl zum Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit.

Die Combined Ratio – die Summe aus Schäden und Kosten – werde voraussichtlich bei rund 94,8 Prozent liegen (2023: 93,4).

Hochwasser nur „gestreift“, acht Großbrände

Beim September-Hochwasser, das in Niederösterreich verheerende Schäden angerichtet hat, wurde Oberösterreich nur „gestreift“. „Wir hatten, so muss man das bezeichnen, in diesem Zusammenhang Glück“, so Nagl.

„Aber wir hatten das, was wir in der Branche als ‚Feuerjahr‘ bezeichnen.“ Acht Großbrände alleine brachten eine Schadenslast von im Summe 42,8 Millionen Euro – ein Plus von 42,4 Prozent zu 2023. Sieben davon betrafen Landwirtschaften, einer ein Sägewerk, laut Nagl der größte Schadensfall für die Oberösterreichische bisher.

Er verweist auch darauf, dass früher bei einem Schaden von 300.000 Euro von Großschäden gesprochen wurde, „mittlerweile ist keiner mehr unter einer Million.“ Unter anderem seien die versicherten Werte auf Bauernhöfen mittlerweile höher, so einer der Gründe.

Generell verzeichne die Sparte Landwirtschaft bei der Oberösterreichischen mittlerweile eine Schadensquote von 145 Prozent: 45 Prozent mehr Schadensleistungen würden ausbezahlt als Prämien eingezahlt. „Wir müssen gemeinsam mit der Brandverhütungsstelle wieder die Sensibilität schärfen“, vieles ließe sich verhindern, sind Nagl und auch Vorstandsdirektorin Kathrin Kühtreiber-Leitner überzeugt.

Rund 14.300 landwirtschaftliche Betriebe (inklusive Nebenerwerb) sind bei der OÖ Versicherung versichert, etwa die Hälfte davon in Oberösterreich.

KFZ: Trotz weniger Neuzulassungen ein Zuwachs

In allen weiteren Sparten bei der Oberösterreichischen sei die Schadenquote aber leicht rückläufig, sodass die Gesamtschadenquote nur um 2,7 Prozentpunkte gestiegen sei.

„Vertrieblich gesehen war dieses Jahr wirklich sehr erfolgreich, obwohl zu Jahresbeginn nicht ganz klar war, wie sich dieses Jahr entwickeln wird“, so Kühtreiber-Leitner.

In der KFZ-Sparte etwa gebe es zwar weiterhin rückläufige Neuzulassungen, dennoch verzeichnet man bei der Kasko einen Zuwachs von 11,7 Prozent und bei der Haftpflicht ein Plus von 5,9 Prozent – „über den Marktprognosen“. Grund dafür ist auch der Index. Zudem konnten über 11.000 Neuverträge abgeschlossen werden.

Hagel „Volker“ aus 2021: Letzte Chance für Betroffene

Stark beschäftigt sind die Mitarbeiter der Oberösterreichischen immer noch und gerade aktuell sehr mit den Folgen des Hagels „Volker“ aus dem Jahr 2021. Die Dreijahres-Frist, um die Rechnung zur Schadensbehebung bei der Versicherung einzureichen, ist bereits abgelaufen. Nach wie vor seien aber 1.100 Schäden (rund 9,4 Millionen Euro) offen, so Nagl. Aus Kulanz hat die Versicherung die Frist bis Jahresende verlängert. „Die Schäden sind schon seit langer Zeit von Sachverständigen festgestellt und wurden auch freigegeben.“ Allerdings würden noch viele Rechnungen fehlen. Betroffene können noch bis Jahresende auch eine fixe Auftragsbestätigung zur Reparatur einreichen. Auch wenn die Reparatur bzw. Rechnung erst im nächsten Jahr folge, werde das akzeptiert.

Warum so lange zugewartet werde, kann sich Nagel weniger erklären. „Manchmal liegt es auch daran, dass Kunden länger darüber nachdenken, ob sie das Ganze nicht mit einem Umbau verbinden.“

Generell setze die Oberösterreichische neben weiterem Ausbau der digitalen Angebote auf den persönlichen Kundenkontakt vor Ort, sagt Kühtreiber-Leitner. „Daran werden wir auch in Zukunft festhalten.“ Mit einem durchgeführten Rebranding wurde der Fokus zudem auf junge Kunden gelegt. Das Durchschnittsalter der OÖ Versicherung-Kunden liege bei 50 Jahren, der durchschnittliche Neukunde sei 37 Jahre alt.

Neubau in der Kaplanhofstraße in Linz

Die Oberösterreichische investiert aktuell rund 18 Millionen Euro in ihr Erweiterungs-Neubauprojekt in der Linzer Kaplanhofstraße. Dazu konnte ein direktes Nachbargrundstück zur Zentrale in der Gruberstraße erworben werden. „Damit haben wir die Gelegenheit wahrgenommen, wachsen zu können an diesem Standort“, so Nagl. Auf zwei Ebenen entstehen Büroflächen, auf drei Ebenen Mietwohnungen. Eine zweistöckige Tiefgarage ist geplant, die bereits bestehende Tiefgarage werde verbunden. Bis Ende 2026 soll das neue Gebäude bezogen werden können.

Stolz sind Nagl und Kühtreiber-Leitner über den erhaltenen „Recommender Award“. „Die Goldmedaille in der Königsdisziplin des Versicherers“, freut sich Nagl. Die vom Finanz-Marketing-Verband Österreich durchgeführte Umfrage sei ein Gradmesser für die Kundenzufriedenheit bei der Schadenserledigung. „Das freut uns deswegen so, weil das vergangene Jahr von einer sehr großen Anzahl an Schäden geprägt war.“

Ausblick: „Sind zuversichtlich“

Die eingetrübte Konjunktur würde die Versicherungsbranche erst allmählich, nicht im Jahr 2024, spüren, so Nagel. Das kommende Jahr werde spannend, verweist er auch auf Regulierungen seitens der EU. „Aber wir sind zuversichtlich und gehen durch diesen Dschungel und sind optimistisch, auch im nächsten Jahr entsprechende Ergebnisse, entsprechende Kundenzufriedenheit produzieren zu können.“


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