Land OÖ investiert weiter kräftig in Hochwasserschutz-Ausbau
OÖ/LINZ. 172 Millionen Euro wurden in Oberösterreich seit 2013 in Hochwasserschutzprojekte investiert. Und die Projekte und Maßnahmen laufen in großem Ausmaß weiter. Denn man werde sich daran gewöhnen müssen, dass Ereignisse wie zuletzt im September keine Ausnahmeerscheinungen mehr seien.

Auch durch die bereits erfolgten Hochwasserschutzmaßnahmen kam Oberösterreich im September 2024 mit einem blauen Auge davon. Nach den Hochwasserkatastrophen von 2002 und 2013 wurden Rückhaltebecken, Längsbauwerke und modernisierte Dämme errichtet, neue Frühwarnsysteme an den Gewässern installiert. Anlagen werden je nach Situation koordiniert überwacht und gesteuert.
Seit 2013 172 Millionen investiert
Seit 2013 wurden 166 Hochwasserschutzprojekte mit Gesamtkosten von etwa 172 Millionen Euro umgesetzt. Finanziert werden Hochwasserschutzprojekte von Bund, Land sowie unter Mitfinanzierung der jeweiligen Gemeinden. Zudem muss in die laufende Instandhaltung investiert werden.
„Jeder investierte Euro fließt direkt in den Schutz und die Sicherheit der Oberösterreicher“, so Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) und Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder (Grüne) am Freitag in Linz. „Wir müssen mit der Realität leben, dass Ereignisse wie letzten September keine Ausnahmeerscheinung mehr sind, deswegen ist ein Weitermachen beim Hochwasserschutz wichtig. Und es geht darum, geplant vorzugehen“, verweist Stelzer darauf, dass verschiedene Fachbereiche zusammenwirken.
Kaineder: „Die Klimaerwärmung macht meteorologische Ausnahmen immer wahrscheinlicher. Wir hatten im September auch großes Glück, da die größten Niederschlagsfelder nicht im Abflussbereich der oberösterreichischen Flüsse niedergegangen sind.“ Den allermeisten Menschen sei die akute Hochwassersituation damals aber gar nicht so bewusst gewesen, weil das Hochwasser von den bisherigen Schutzmaßnahmen gut zurückgehalten worden sei.
129 Rückhaltebecken
Derzeit sind 129 Rückhaltebecken in OÖ in Betrieb oder im Bau, wodurch 20 Millionen Kubikmeter Retentionsvolumen geschaffen wurden bzw. werden. Weitere 26 Becken sind in Planung.
Es hat sich zum Beispiel gezeigt, dass gemäß der vorliegenden Planungen Rückhaltebecken an der Feldaist oberhalb von Freistadt für die Hochwassersicherheit der Stadt und folglich bis in die Siedlungsräume der unterliegenden Gemeinden unbedingt erforderlich sind.
Am Gewässernetz in Oberösterreich, ausgenommen der Donau, sind derzeit 52 Hochwasserschutzmaßnahmen und wasserbauliche Planungen ohne Instandhaltungsmaßnahmen mit einer Gesamtinvestition von 104 Millionen Euro geplant oder schon in Umsetzung. „Der Hochwasserschutz hat nicht nur enorme Bedeutung für die Sicherheit der Menschen, sondern auch als Wirtschaftsfaktor. Das sind alles Investitionsmaßnahmen in die oö. Bauwirtschaft“, so Kaineder.
Für ihn zudem ein wichtiger Punkt: „Hochwasserschutzmaßnahmen bieten gleichzeitig die Möglichkeit zur Renaturierung.“
Aktuelle Großprojekte
Die größten anstehenden Projekte für 2025 betreffen den Hochwasserschutz im Attergau. 2026 ist geplanter Baustart. Die bestehenden Siedlungen und die Infrastruktur entlang der Dürren Ager, des Klausbaches und des Sagererbaches sollen damit geschützt werden. Drei Retentionsbecken mit insgesamt 700.000 Kubikmeter Speichervolumen sind geplant, naturnah gestaltet und begrünt. Ebenfalls aktuelle Großprojekte sind in Timelkam (Oberau, Bezirk Vöcklabruck) sowie Rottenbach (Bezirk Grieskirchen). Alleine diese Projekte werden Gesamtinvestitionen von 26,5 Millionen Euro auslösen.
Größtes Rückhaltebecken Österreichs
Abgeschlossen ist das Rückhaltebecken Kremsau in den Gemeinden Nußbach und Wartberg/Krems – das größte Rückhaltebecken Österreichs. „Mit einer Fläche von rund zehn Hektar Naturfläche können etwa 1.000 Bewohner und Betriebe mit rund 1.500 Beschäftigten geschützt werden“, so Landeshauptmann Stelzer. Das Becken kann rund 2,6 Millionen Kubikmeter Wasser aufnehmen.
In Umsetzung ist das Hochwasserschutzprojekt Seebach für Hinzenbach. 2023 wurde ein Hochwasserrückhaltebecken errichtet, das den Abfluss reguliert, und seit Frühjahr 2024 werden Schutzbauten im Siedlungsgebiet umgesetzt.
„Spezialfall“ Donau
Ein Spezialfall ist die Finanzierung von Hochwasserschutzprojekten an der Donau, hier gibt es laut Stelzer eine 15a-Vereinbarung mit dem Bund. Derzeit sind 29 Hochwasserschutzmaßnahmen und wasserbauliche Planungen mit einer Gesamtinvestition von in etwa 170 Millionen Euro geplant oder schon in Umsetzung. Förderschlüssel: 50 Prozent Bund, 30 Prozent Land, 20 Prozent Gemeinde.
Laufende Bauprojekte an der Donau sind
- Handelshafen Linz: Hochwasserschutzprojekt mit Gesamtkosten von 35,7 Millionen Euro, Fertigstellung bis Sommer 2025
- Ars Electronica Center Linz: Hochwasserschutzmaßnahmen im Bau, Investition von rund 700.000 Euro
- Asten (Raffelstetten): Wasserrechtsbescheid liegt vor, fördertechnische Unterlagen in Vorbereitung, geschätzte Kosten 2,5 Millionen Euro
- Eferdinger Becken: Drei Gemeinden kurz vor wasserrechtlicher Bewilligung (technischer Schutz in etwa 90 Millionen Euro)
Kaineder: „Wenn viel Regen kommt, sollen und müssen sich die Leute nicht mehr fürchten, sondern sind sicher.“ Er dankte Finanzreferent, Landeshauptmann Stelzer für die „konstruktive Schwerpunktsetzung im Budget“ für den Hochwasserschutz. „Wir haben schon viel erreicht, haben aber noch sehr viel vor.“
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