Der Donaustrom und die Natur als unversiegbare Quellen der Inspiration
ST. NIKOLA. Direkt an der Donau, in einem Haus, dessen Mauern fast 900 Jahre alt sind, bringt Anna Maria Brandstätter ihre Kunst zur Entfaltung.

Wenn Anna Maria Brandstätter vom Zeichentisch in ihrem Atelier aufsieht, wandern ihre Augen fast immer an den gleichen Ort: Ihr Blick geht hinüber zum Fenster, durch welches sie direkt auf die Donau sowie auf den dahinterliegenden bewaldeten Hügel sehen kann. Die Wassermassen des mächtigen Stromes und das viele Grün, von dem die Donau im Strudengau umgeben ist – es sind dies zwei unversiegbare Quellen der Inspiration für die Künstlerin, die in Dimbach aufgewachsen ist.
Haus 1142 erstmals erwähnt
Seit 2012 ist das Haus mit der Adresse St. Nikola 1, an dessen Fassade der Heilige Nikolaus abgebildet ist, ihr Lebens- und Arbeitsmittelpunkt. Das Gebäude wurde 1142 erstmals urkundlich erwähnt. Teile des Erdgeschosses befinden sich unter Denkmalschutz. „Ob ich das Haus oder das Haus mich gefunden hat, kann man nicht mehr so genau sagen“, sagt Anna Maria Brandstätter mit einem Schmunzeln. Jedenfalls sind die alten Gemäuer, die unter anderem schon ein Hospital, eine Schmiede, einen Fahrbetrieb und zuletzt ein Gemeindeamt beherbergt hatten, die ideale Heimstatt für ihr künstlerisches Schaffen. „Die Ruhe und Abgeschiedenheit hier in St. Nikola wirken sich sehr inspirierend auf meine Arbeit aus. Ich könnte mir nicht vorstellen, in der Stadt zu leben“, so die kreative Mühlviertlerin.
In der kleinen Donaugemeinde wissen freilich viele gar nicht, welche hochkarätige Künstlerin hier mit Blick zur Donau tagtäglich neue Werke erschafft. Anna Maria Brandstätters Bilder waren in den vergangenen Jahren schon in vielen renommierten öffentlichen und privaten Museen, Galerien und Kunsthallen von Wien bis Tirol zu sehen. 2018 erhielt sie den begehrten Heinrich-Gleißner-Förderpreis. In diesem Herbst ist sie in der Kunstszene wieder stark präsent: Bis 17. November werden Anna Maria Brandstätters Werke etwa im Museum Krems anlässlich der Vergabe des Erich Grabner Preises gezeigt. Auch an der Gemeinschaftsausstellung „Act Three“ , die bis 23. Oktober in Bratislava präsentiert wird, beteiligt sie sich (genauere Infos findet man auf der Website annamariabrandstaetter.com)
Technik mit Tusche
Außergewöhnlich macht ihre Werke die besondere Technik, die die 47-Jährige anwendet. Anna Maria Brandstätter hat sich auf Tuschezeichnungen spezialisiert. Mit einer Feder trägt sie hunderte – je nach Bildgröße – sogar oft tausende Striche auf das Papier auf, die sich schließlich zu einem Gesamtkunstwerk zusammenfügen. Alle ihre Arbeiten haben eines gemeinsam: Sie basieren auf organischen Formen, die in der Natur ihren Ursprung haben. Dafür findet die Künstlerin rund um ihr Haus, zu dem auch ein verwunschener Garten gehört, ideale Impulse.
Immer wieder zieht es sie auch weiter weg, um sich Inspirationen für ihr Schaffen zu holen. 2015 lebte und arbeitete sie etwa zwei Monate in Nizza. „Die intensiven Blautöne des Himmels und des Meeres habe ich bis heute noch tief in meinem Inneren abgespeichert und kann beim Malen und Zeichnen darauf zurückgreifen“, erzählt Brandstätter. Die gleiche Intention war auch Anlass für einen längeren Aufenthalt in Genf.
Rückkehr mit Freude
Doch immer wieder kommt sie mit Freude zurück in ihr Refugium an der Donau. Diese durchschneidet im Strudengau bekanntlich nicht nur eindrucksvoll die Landschaft, sondern weist auf Höhe ihres Hauses sogar ihre engste Stelle auf und ist hier besonders tief.
Ja, es sind schon enorme Kräfte der Natur, die da am Fenster vor Anna Maria Brandstätters Atelier am Werk sind und die sich offenbar sehr befruchtend auf ihre Arbeit auswirken. Da war wohl genau die Richtige zur richtigen Zeit in dieses Haus eingezogen.
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