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Eveline Grabmann: "Erfolg kennt kein Geschlecht: Es zählt, was du kannst, wie du denkst und handelst!"

Olivia Lentschig, 04.03.2025 09:00

PERG. Auch heuer nimmt Tips den Internationalen Frauentag zum Anlass, um einen aktuellen Blick auf die Lage im Bezirk zu werfen. Im Gespräch mit Eveline Grabmann gibt die Bezirksobfrau des Wirtschaftsbundes und der Wirtschaftskammer, Unternehmerin und Mutter einen persönlichen Einblick zu Gleichberechtigung, Fragen, die sie zum Schmunzeln bringen und zum starken Netzwerk für den nötigen Rückhalt.

Eveline Grabmann über den Weltfrauentag als Anstoß für einen Dialog auf Augenhöhe, bei dem es nicht um Mann oder Frau, sondern um Leistung, Engagement und Chancen für alle geht. (Foto: Tobias Mitterlehner)
Eveline Grabmann über den Weltfrauentag als Anstoß für einen Dialog auf Augenhöhe, bei dem es nicht um Mann oder Frau, sondern um Leistung, Engagement und Chancen für alle geht. (Foto: Tobias Mitterlehner)

Seit über einem Jahr ist Eveline Grabmann als Obfrau der Wirtschaftskammer (WKO) Perg aktiv, eine Aufgabe, die sie begeistert. „Besonders wichtig war mir von Beginn an, in die Gemeinden hinauszugehen, Betriebe vor Ort kennenzulernen und Unternehmerinnen und Unternehmer untereinander zu vernetzen. So bekomme ich ein klares Gespür dafür, wo Unterstützung gebraucht wird, und ich unterstützen kann. Unser starkes Netzwerk ist ein großer Vorteil, den ich in meiner Funktion nutzen kann. Der direkte Austausch auch mit unserer Präsidentin Doris Hummer und den anderen WKO Obleuten aus Oberösterreich zu wichtigen Wirtschaftsthemen liefert mir wertvolle Informationen aus erster Hand – ein echter Mehrwert! Natürlich ist die Aufgabe zeitintensiv, aber der direkte Kontakt und die Möglichkeit, Impulse zu setzen, sind für mich eine große Motivation, mich weiterhin mit voller Energie für unsere Wirtschaft im Bezirk einzusetzen“, erklärt die ambitionierte 45-jährige zweifach Mutter (Julian 20 Jahre und Miriam 15 Jahre).

Gute Organisation und starkes Netzwerk

Ihre vielfältigen Tätigkeitsfelder als Bezirksstellenobfrau der WKO und des WB Perg, Unternehmerin, Mitglied sowie Vorsitzende-Stellvertreterin von Frau in der Wirtschaft und Zweifachmama erfordern eine gute Organisation und ein starkes Netzwerk. „Ein wesentlicher Rückhalt ist meine Familie. Wir leben in einem Drei-Generationen-Haus, und gerade meine Mutter unterstützt mich enorm - früher, als meine Kinder klein waren, und auch heute noch. Dieses familiäre Miteinander ist für mich unbezahlbar. Natürlich bin ich durch meine Tätigkeiten oft abends unterwegs, aber wenn ich zu Hause bin, nutzen wir die gemeinsame Zeit bewusst“, so Grabmann, die auch ehrenamtlich in der Pfarre tätig ist.

Mit Begeisterung bei der Sache - das gibt Energie!

„Wenn ich darüber nachdenke, ist es tatsächlich sehr viel – aber ich empfinde keinen Stress. Wenn man Freude an dem hat, was man tut, gibt es Energie statt Belastung! Gleichzeitig ist es mir wichtig, einen Ausgleich zu finden. Sport, Musik und die Natur geben mir Kraft und lassen mich abschalten. Auch in meinem Unternehmen kann ich mich auf ein tolles Team verlassen – engagierte, selbstständig arbeitende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind eine große Unterstützung. Mein Fazit: Ein starkes Netzwerk – sei es in der Familie, im Beruf oder im Ehrenamt – macht alles möglich. Und wenn man mit Begeisterung bei der Sache ist, dann fühlt sich viel nicht nach Belastung an, sondern nach einer erfüllenden Aufgabe“, so ihr Fazit.

Tips: Am 8. März ist Internationaler Frauentag. Wie steht es um die Gleichberechtigung im Bezirk?

Eveline Grabmann:Ich möchte es mit einigen Zahlen ausführen, denn diese sprechen eine klare Sprache: Frauen in der Wirtschaft sind auf dem Vormarsch! Fast die Hälfte aller Unternehmensgründungen in Oberösterreich wurden 2024 von Frauen durchgeführt – ein beachtlicher Anstieg auf 48,3 Prozent. Auch im Bezirk Perg zeigt sich dieser Trend: Immer mehr Frauen setzen auf Selbstständigkeit und gestalten aktiv die wirtschaftliche Zukunft unserer Region mit. Berücksichtigt man nur Unternehmensgründungen außerhalb der Personenbetreuung, wurden 2024 im Bezirk Perg 103 Unternehmen von Frauen gegründet. Zudem haben sechs Frauen bestehende Betriebe übernommen. (Insgesamt gab es 263 Neugründungen im Jahr 2024). Besonders erfreulich ist, dass Frauen nicht nur gründen, sondern auch bestehende Betriebe übernehmen und damit Arbeitsplätze sichern. So wie es auch bei mir der Fall war. 38 Prozent der Betriebsübernahmen in Oberösterreich wurden 2024 von Frauen durchgeführt. Dennoch gibt es Herausforderungen: Während Frauen in vielen Branchen stark vertreten sind, liegt der Anteil in handwerklich-technischen Bereichen weiterhin niedriger. Ein starkes Netzwerk ist entscheidend! Mit „Frau in der Wirtschaft“ unterstützen wir Unternehmerinnen mit gezieltem Austausch, Wissenstransfer und wertvollen Kontakten. Mein Ziel ist es, Frauen weiterhin zu ermutigen, ihre Ideen umzusetzen, Verantwortung zu übernehmen und sich in Führungspositionen zu etablieren. Gleichberechtigung ist ein kontinuierlicher Prozess, aber eines ist klar: Frauen in der Wirtschaft leisten einen enormen Beitrag und sind eine treibende Kraft für Innovation und Wachstum im Bezirk Perg!

Tips: Als Geschäftsführerin des Arbinger Unternehmens BS Grabmann GmbH kennen Sie auch die Seite der Arbeitgeberin sehr gut. Wie wichtig ist Ihnen der Frauenanteil und eine gerechte Entlohnung - Thema „Gender Gap“ – in Ihrer Firma?

Eveline Grabmann: Als Geschäftsführerin der BS Grabmann GmbH liegt mein Fokus nicht auf dem Geschlecht, sondern auf Können, Einsatzbereitschaft und fachlichen Fähigkeiten. In unserem Unternehmen arbeiten aktuell mit mir 13 Frauen und 32 Männer, was einem Frauenanteil von 28,9 Prozent entspricht. Mir ist wichtig, dass alle Mitarbeitenden – unabhängig vom Geschlecht – die gleichen Chancen haben und gerecht entlohnt werden. Es zählt die Qualifikation, die Motivation und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Gerade in unserer Branche braucht es Kompetenz, Teamgeist und Verlässlichkeit – und das sind Eigenschaften, die nichts mit dem Geschlecht zu tun haben. Der sogenannte Gender Pay Gap ist für mich daher kein Thema in meinem Unternehmen. Gleiche Leistung bedeutet gleiche Bezahlung. Wer sich engagiert, bekommt bei uns die Anerkennung und Chancen, die er oder sie verdient.

Tips: Was denken Sie persönlich: Warum brauchen wir immer noch einen Weltfrauentag?

Eveline Grabmann: Es gibt viele Tage, die bestimmten Themen gewidmet sind – und tatsächlich gibt es auch einen Internationalen Männertag (19. November). Der Weltfrauentag am 8. März bleibt aber besonders wichtig, weil er sichtbar macht, was Frauen leisten, wo es Fortschritte gibt und wo noch Herausforderungen bestehen. Was mir persönlich immer wieder auffällt: Es gibt Fragen, die mir gestellt werden, die ein Mann vermutlich nie hören würde. Zum Beispiel, wie ich Job und Familie unter einen Hut bringe oder was mein Mann dazu sagt, dass ich oft abends unterwegs bin. Diese Fragen lassen mich manchmal schmunzeln, weil sie zeigen, dass trotz aller Fortschritte bestimmte Rollenbilder noch tief verankert sind. Ich bin überzeugt, dass es eine gute Balance in der Gleichberechtigung braucht. Zu viel einseitiger Fokus ist nicht zielführend – es geht um gegenseitigen Respekt und Wertschätzung, unabhängig vom Geschlecht. Nach meiner Erfahrung hat sich hier bereits sehr viel getan. Spannend finde ich, dass es oft Frauen sind, die engagierten Frauen besonders kritisch gegenüberstehen – das ist schade, denn wir sollten uns gegenseitig stärken, nicht bremsen. Fazit: Der Weltfrauentag bleibt wichtig, aber nicht als Zeichen der Trennung, sondern als Anstoß für einen respektvollen Dialog auf Augenhöhe. Denn am Ende geht es nicht um „Mann oder Frau“, sondern um Leistung, Engagement und Chancen für alle!


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