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Tierwohlbetrieb Brandstetter in Andrichsfurt: „Unsere Schweine leben sozusagen in einem Schweinestall-Chalet“

Rosina Pixner, 11.02.2025 09:14

ANDRICHSFURT/WALCHSHAUSEN. Moderne landwirtschaftliche Betriebe setzen zunehmend auf Tierwohl und nachhaltige Bewirtschaftung. Ein sehr gutes Beispiel ist der Betrieb von Larissa und Hans Brandstetter in Andrichsfurt.

Larissa und Hans Brandstetter lieben ihre Arbeit am Hof. (Foto: Tips/Pixner)
  1 / 2   Larissa und Hans Brandstetter lieben ihre Arbeit am Hof. (Foto: Tips/Pixner)

Nach der Übernahme des elterlichen Hofs im November 2022 haben sie nicht nur die Tradition fortgeführt, sondern auch innovative Neuerungen eingeführt, die das Wohl ihrer Tiere und die Effizienz des Betriebs verbessern. Larissa und Hans Brandstetter bewirtschaften ihren Hof mit 70 Zuchtsauen, 520 Mastplätzen und 100 Hektar Ackerbau. Außerdem betreiben sie Lohndrusch, eine Dienstleistung zur Ernte von Getreide und Mais. Der Familienzusammenhalt spielt eine große Rolle: Die Eltern von Hans, die den Betrieb übergeben haben, unterstützen die beiden weiterhin tatkräftig im Alltag. Die Hofübernahme verlief harmonisch, dennoch war die Umstellung auf den neuen Arbeitsalltag eine Herausforderung. Besonders für Larissa, die ursprünglich eine Ausbildung als Hotel- und Gastgewerbeassistentin absolvierte und sich erst später zur landwirtschaftlichen Facharbeiterin weiterbildete. Heute ist sie mit voller Leidenschaft Landwirtin und sieht ihre Aufgabe nicht nur als Beruf, sondern als Berufung.

Der neue Tierwohlstall

Eine der größten Veränderungen seit der Betriebsübernahme war der Bau eines neuen Tierwohlstalls im Jahr 2024. Die Entscheidung für diesen Schritt fiel nach reiflicher Überlegung. Ursprünglich hatten die Brandstetters verschiedene Alternativen in Betracht gezogen, darunter Puten- und Hühnerhaltung. Letztlich entschieden sie sich jedoch bewusst für die Schweinemast mit höheren Tierwohlstandards. Der Stall ist nach dem Tierwohlstandard TW 100 errichtet, was bedeutet, dass die Schweine doppelt so viel Platz haben wie der AMA-Gütesiegel-Standard vorschreibt. Die Tiere profitieren von einem eingestreuten Liegebereich sowie einem Außenklimabereich. Zwei Drittel der Fläche sind planbefestigt, um den Tieren ein artgerechtes Umfeld zu bieten. Larissa Brandstetter betont die Vorteile: „Die Schweine können ihre natürlichen Verhaltensweisen besser ausleben. Sie haben genug Platz zum Schlafen, Wühlen und zur Ausscheidung – das entspricht ihrer Natur.“ „Zudem sorgt eine Fußbodenheizung dafür, dass sich die Tiere im Winter wohlfühlen, während im Sommer eine Wasserkühlungsanlage angenehme Temperaturen schafft. Unsere Schweine leben sozusagen in einem Schweinestall-Chalet“, erzählt der 40-jährige Landwirt. Die Entscheidung für den Tierwohlstall war nicht nur ideologisch, sondern auch betriebswirtschaftlich begründet. Die politischen Rahmenbedingungen weisen zunehmend in Richtung Tierwohl, so dass eine frühe Umstellung vorausschauend war. „Doch die Umsetzung bringt auch Herausforderungen mit sich: Mehr Platz und Bewegung bedeuten, dass die Schweine mehr Energie verbrauchen, was sich auf die Betriebsführung auswirkt. Zudem muss die Qualität der Einstreu stets hoch sein, um gesundheitliche Risiken zu minimieren“, weiß die 34-Jährige . Trotz dieser Herausforderungen sind die Brandstetters überzeugt, dass sie den richtigen Weg eingeschlagen haben: „Wenn man mit der Zeit gehen will, dann ist Tierwohl der richtige Weg.“

Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Betriebs ist die Kreislaufwirtschaft. Die Tiere werden zum großen Teil mit hofeigenem Futter versorgt: Mais und Getreide stammen aus eigenem Anbau, lediglich Donausoja und Mineralfutter werden zugekauft. Das Stroh, das auf den Feldern geerntet wird, dient als Einstreu für die Schweine und wird anschließend als organischer Dünger wieder auf den Acker gebracht. Auch beim Stallbau wurde auf Nachhaltigkeit geachtet: Ein Großteil der Konstruktion besteht aus Holz, und durch die Kot-Harn-Trennung entstehen deutlich weniger Emissionen. Die anfallende Gülle wird bodennah ausgebracht, um die Umweltbelastung zu minimieren.

Blick in die Zukunft

Die Brandstetters ruhen sich nicht auf ihren Erfolgen aus. Der nächste große Schritt wird der Umbau des Zucht- und Aufzuchtstalls sein, um auch dort die neuesten Standards zu erfüllen. Spätestens bis 2033 wird eine gesetzliche Änderung den Ferkelschutzkorb betreffen, was eine Anpassung der Haltungssysteme erforderlich macht.

Die Motivation dahinter

Trotz aller Herausforderungen schätzen Larissa und Johann ihre Arbeit sehr. Sie sehen die Landwirtschaft als einen vielfältigen Beruf, der sich mit der Familie gut vereinbaren lässt. „Man arbeitet mit Tieren, Pflanzen, Maschinen und im Büro – das macht es spannend“, sagt Larissa. Die Work-Life-Balance ist zwar herausfordernd, doch die Zufriedenheit am Ende des Tages, wenn man sieht, was man geschafft hat, ist für die beiden unbezahlbar. Für junge Landwirte, die einen elterlichen Betrieb übernehmen wollen, hat Larissa einen Ratschlag: „Bevor man sich entscheidet, sollte man auch andere Bereiche kennenlernen und die Welt sehen. Dann weiß man, was man an der Heimat hat.“ Zudem sei der Austausch und die Vernetzung mit anderen Landwirten essenziell, um neue Ideen zu bekommen und Herausforderungen gemeinsam zu meistern.


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