„Fast Lane“ bringt Zeitersparnis für Schlaganfall-Patienten im Innviertel
RIED. Wieder einmal ist das Rieder Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Vorreiter. Zusammen mit dem Roten Kreuz Ried wurde das Vorankündigungssystem „Fast Lane“ (Überholspur) für Schlaganfallpatienten konzipiert und umgesetzt. Die Zeit vom Eintreffen im Krankenhaus bis zum Therapiebeginn kann dadurch im Schnitt um möglicherweise lebensrettende 26 Minuten verkürzt werden.

Beim Schlaganfall geht es um Minuten. Pro Minute sterben nach einem Schlaganfall rund zwei Millionen Nervenzellen ab, das Gehirn altert pro Stunde um drei Jahre.
Kommen die Patienten innerhalb von drei Stunden ins Krankenhaus, können bis zu drei Viertel geheilt werden. Nach drei bis vier Stunden liegt die Chance auf eine Heilung nur noch bei 26 Prozent.
Pilotprojekt
In dem Pilotprojekt in Ried wurden die Abläufe vom Wählen des Notrufs 144 an die Rettungsleitstelle bis zum Beginn der Therapie im Krankenhaus genau durchleuchtet. Rotes Kreuz und Krankenhaus arbeiteten dabei eng zusammen. Die Infrastruktur war vorhanden und wurde seit Corona genutzt.
Nach einer dreimonatigen Einführungsphase wurden die Krankenhäuser Schärding und Braunau einbezogen. Jetzt soll das Projekt auf ganz Oberösterreich ausgerollt werden.
„Time is brain“
Vom Notruf bis zum Eintreffen der Rettung bei den Patienten vergeht im Innviertel im Durchschnitt 13,5 Minuten, bis zum Eintreffen im Krankenhaus Ried 53,5 Minuten.
In dieser Zeit werden bei „Fast Lane“ eine Reihe von standardisierten Schritten abgearbeitet, welche im Krankenhaus die „Door-to-Needle-Time“, die Zeit vom Eintreffen im Krankenhaus bis zum Beginn der Behandlung, im Durchschnitt um 26 Minuten verringern.
Die Rettungskette beginnt, sobald der Patient oder auch Ersthelfer die Schlaganfallsymptome erkennen und die 144 anrufen. Die Rettungsleitstelle Innviertel schickt den Krankenwagen los und gibt parallel Erste-Hilfe-Anleitungen für die Ersthelfer. Sind die Notfallsanitäter eingetroffen, erfolgt im Rahmen einer Telefonkonferenzschaltung zwischen der Rettungsleitstelle, den Sanitätern und dem diensthabenden Neurologen die Vorverständigung des Krankenhauses. Dabei werden Informationen über den Zustand der Patienten anhand einer Checkliste an das Krankenhaus weitergegeben. Dort beginnt sofort die Vorbereitungsarbeiten für die Aufnahme und Behandlung der Patienten: In der Radiologie wird der Computertomograph reserviert, die Krankengeschichte wird eingesehen und das übernehmende Personal wird informiert. Sobald die Patienten im Krankenhaus sind, wird mit den Untersuchungen begonnen (Radiologie, Labor, Ultraschall…) und nach der Diagnose unverzüglich behandelt.
Mit den Ergebnissen ist der Leiter der Rieder Neurologie, Andreas Kampfl, sehr zufrieden: „Das Projekt sucht seinesgleichen. Die 'Door-to-needle-time' konnte von 51 auf 26 Minuten fast halbiert werden. Damit sind wird international in der Spitze dabei.“
Stroke Units
In Oberösterreich gibt es sieben Stroke Units (Schlaganfall-Stationen), die in Ried ist die einzige im Innviertel.
Schlaganfall ist in Österreich nach Herzinfarkt und Tumoren die dritthäufigste Todesursache. Weil rund 30 Prozent der Patienten dauerhaft behindert bleiben, ist es auch die für das Gesundheitssystem teuerste Krankheit.
Seit es in Österreich die Stroke Units gibt, konnte die Sterblichkeit nach Schlaganfällen um 60 Prozent gesenkt werden. Trotzdem sterben immer noch rund 20 Prozent der Patienten. Allerdings kann die Hälfte wieder ins Berufsleben zurückkehren.
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