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Südböhmen: Entdeckungstour bei den Nachbarn

Tips Logo Mag. Claudia Greindl, 15.12.2022 06:00

SÜDBÖHMEN. Man kennt Budweis, Krumau und den Lipno-Stausee. Südböhmen hat aber noch weit mehr zu bieten. Wozu also in die Ferne schweifen, wenn der Nachbar im Norden liegt so nah? Ein Ausflug in eine terra incognita mit überaus lohnenswerten Zielen.

Sieglinde Kralikova und Tourismusmanager Pavel Pechousek vor der Tusset-Kapelle im Böhmerwald (Foto: Greindl)
  1 / 3   Sieglinde Kralikova und Tourismusmanager Pavel Pechousek vor der Tusset-Kapelle im Böhmerwald (Foto: Greindl)

Laut, aber zuverlässig stampft der Motor des kleinen Ausflugsschiffs auf der Moldau. In Purkarec, acht Kilometer von Hluboka entfernt, beginnt unsere Erkundungsreise auf dem Wasser. Seit dem 11. Jahrhundert wurden hier im Winter an den Moldau-Hängen Bäume gefällt und im Frühling zu bis 140 Meter langen Flößen zusammengebunden und auf der Moldau bis zur Nordsee geflößt. Unter Karl IV., römisch-deutscher Kaiser und König von Böhmen, erlebte die Flößerei ihre Hochblüte. Auf diese Zeit, das 14. Jahrhundert, geht auch die Gründung der Burg Karlův Hrádek hoch über der Moldau zurück. Deren eindrucksvolle Ruine erreichen wir nach der Schifffahrt und einer kurzen Wanderung. Die Flößerei war ein gefährlicher, aber einträglicher Beruf, erfahren wir im Flößermuseum in Purkarec von Jan Plöchl, dem Enkel eines der letzten Floßführer. Heute veranstaltet ein Verein Schauveranstaltungen, um die Tradition zu bewahren. In den warmen Monaten verkehren zwischen Budweis bzw. Hluboka und Purkarec regelmäßig Ausflugsschiffe. Die Strecke ist auch per Drahtesel auf einem Radweg einfach zurückzulegen.

Leben wie zur Hussitenzeit

16 Kilometer südöstlich von Budweis, in Borovany, lernen wir im Museum die Geschichte von Jan Žižka von Trocnov kennen, eines hussitischen Feldherrn, den in Tschechien jedes Kind kennt. Auf dem Freigelände erwartet uns ein völlig neues Freilichtmuseum, dessen Umsetzung uns fast die Sprache verschlägt: Hier entstand ein detailgetreuer Nachbau eines Gehöfts eines niederen Adeligen und seiner bäuerlichen Untertanen an der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert. Mit alten Handwerkstechniken baute man eine schwarze Küche, verschiedene Kammern, Keller, Scheunen und Stallungen. Ebenfalls zu sehen sind Handwerksgegenstände, Webstühle, Kleidung und ein Mühlrad – als ob die Bewohner aus der Hussitenzeit jederzeit einziehen könnten. Schon jetzt sind die Gebäude online zu begehen, die offizielle Eröffnung findet im April 2023 statt. „Es wird auch Vermittlungsprogramme zur mittelalterlichen Geschichte geben“, sagt Museumspädagoge Lukas Faktor vom Südböhmischen Museum.

Holzhäuser im Alpen-Stil

Noch voller Eindrücke von dieser EU-geförderten Attraktion fahren wir weiter nach Westen, nach Volary, auf deutsch Wallern, im Bezirk Prachatice – und erleben dort die nächste Überraschung. Mitten im Böhmerwald finden sich Holzhäuser, die so auch in den Alpen stehen könnten. „Einwanderer aus Tirol und der Steiermark haben im 16. Jahrhundert Sprache und Baustil mitgebracht“; erzählt Jaroslav Pulkrabek, Direktor des Kultur- und Infozentrums Volary. Das Wallerer Haus kann jahrhundertelang bewohnt werden, 1863 vernichtete jedoch ein Stadtbrand alle bis auf 14. Nach der Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung im 20. Jahrhundert wurden weitere abgerissen und als Brennholz verwendet, die Erinnerung an die Deutschsprachigen getilgt. Heute ist man in Volary wieder stolz auf die Holzhäuser und um Versöhnung mit den Vertriebenen bemüht.

Ein hölzernes Gotteshaus mitten im Wald

Zu ihnen gehört auch Sieglinde Kralikova aus Lenora (Eleonorenhain). Die betagte Dame empfängt uns bei der Tusset-Kapelle in Stožek, tief im Nationalpark Böhmerwald. Das beeindruckende hölzerne Gotteshaus mitten im Wald, 1791 erstmals gebaut, war einst spirituelles Zentrum und wegen der Heilquelle und dem Bild der Madonna mit der weißen Rose Ziel von Pilgern aus Bayern und Böhmen, bis es nach 1946 verfiel. „1985 wurde im bayerischen Philippsreut eine originalgetreue Kopie der Tusset-Kapelle gebaut“, erzählt Sieglinde Kralikova. die Initiatorin des Kreuzwegs zur Kapelle. Erst nach der Wende wurde das Gotteshaus neuerlich als Kirche geweiht und dient auch als Museum. Rund um den 15. August finden wieder Prozessionen und Wallfahrten statt. „Ich bin glücklich, dass hier wieder ein deutsch-tschechisches Zentrum der Begegnung entstanden ist“; sagt Kralikova.

Die Reise fand im Rahmen einer Presseeinladung der Südböhmischen Tourismuszentrale statt.

Alle Infos, Broschüren und Karten zu den Ausflugszielen sind online auf http://www.ruralmonuments.eu/ zu finden. In das grenzüberschreitende Interreg-Projekts „Ländliche Denkmäler“ wurden 163 Destinationen in in Tschechien, im Mühl- und Waldviertel aufgenommen.

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