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Mathematik-Lehrer aus Eferding komponiert seit 20 Jahren Musicals

Katharina Bocksleitner, 08.04.2025 18:00

EFERDING/PRAMBACHKIRCHEN. Jürgen Geißelbrecht aus Eferding unterrichtet seit 30 Jahren am Gymnasium Dachsberg. Seit 20 Jahren komponiert er für die dort aufgeführten Musical-Eigenproduktionen die Musik. Derzeit arbeitet der 58-Jährige an seinem zehnten Dachsberg-Musical, für das die Castings bereits in den letzten Wochen gelaufen sind und das im März 2026 Premiere feiern wird.

Jürgen Geißelbrecht arbeitet derzeit an seinem zehnten Dachsberg-Musical. (Foto: Bocksleitner)
  1 / 2   Jürgen Geißelbrecht arbeitet derzeit an seinem zehnten Dachsberg-Musical. (Foto: Bocksleitner)

Als Lehrer für Mathematik und Physik wird Geißelbrecht des Öfteren die Frage gestellt, wie es kommt, dass er Lieder schreibt. Der Eferdinger erklärt: „Ich habe einen musikalischen Hintergrund. Was die meisten nicht wissen: Ich habe ein Blockflötendiplom. Ich habe parallel zum Lehramtsstudium am Konservatorium in Wien Blockflöte studiert. Dort habe ich mir natürlich auch ein theoretisches Hintergrundwissen angeeignet. So bin ich der Musik immer treu geblieben. Ich habe Blockflöte und Klavier gelernt und schon als Jugendlicher musiziert, im Chor gesungen und einfache Lieder komponiert – und die Musik ist immer ein großes Hobby geblieben.“ An der Schule Musik zu unterrichten, hat Geißelbrecht nie gereizt.

Werdegang als Komponist

Richtig zu komponieren begonnen hat Geißelbrecht, als er für seine Kinder Musik geschrieben hat. „Sie alle haben Streichinstrumente gespielt und für die Wettbewerbe gab es zu wenige zeitgenössische Stücke. Diese mussten natürlich gewisse Kriterien erfüllen und Ansprüchen genügen. So bin ich eigentlich dazu gekommen, zu komponieren.“ Parallel dazu wurde im Gymnasium Dachsberg damit begonnen, Musicals aufzuführen. Erst war Geißelbrecht einfach als Pianist dabei, dann begann er zur Aufstockung vorhandener Musicals und Theaterstücke Lieder zu schreiben, bis daraus vollständige Dachsberg-Musicaleigenproduktionen wurden.

Der Weg zum Musicallied

Von der ersten Idee bis zum fertigen Demo – also alles, was Geißelbrecht alleine in „seinem Kämmerchen“ macht – benötigt der Eferdinger durchschnittlich 30 Stunden pro Lied. Je Musical sind es meist 20 Lieder, also rund 600 Stunden arbeitet er an einem Musical. Doch wie läuft das Ganze ab? „Bei meinen Werken habe ich zuerst den Text, zu dem ich dann die Musik schreibe. Als Erstes muss man natürlich aus dem Inhalt des Texts erspüren, welches Gefühl das Lied vermitteln soll – ist es eine Ballade, ist es wild, ist es gefährlich? Dadurch bekommt man gleich einen Eindruck, wie es klingen soll und davon hängt natürlich auch das Tempo ab. Die Ideen für die Melodien entstehen jedoch nicht beim Lesen des Texts, sondern am Klavier. Da spiele ich Akkorde oder fange mit einem Klavier-Begleitmuster an und versuche, den Text spontan dazu zu singen.“ Geißelbrecht mag den klassischen, eindeutigen Aufbau eines Lieds: „Das Wichtigste an einem Lied ist der Refrain. Die Spannung muss sich zum Refrain hin aufbauen und dieser sollte dann im Ohr bleiben. In den Strophen kann man sich austoben und auch verrückte Sachen machen, aber der Refrain muss prägnant sein.“ Das Komponieren fällt dem Eferdinger manchmal leichter und manchmal schwerer: „Es gibt Lieder, an denen ich eigentlich immer wieder herumbastele, weil sie mir noch nicht gefallen, und es gibt Lieder, da ist die erste Idee einfach die, die bleibt – das sind dann eigentlich meist die besten. Das sind Lieder, die einfach mühelos dahingehen, bei denen ich mir dann denke, das ist einfach Glück gewesen, dass mir das jetzt eingefallen ist. Das bedeutet jedoch nicht, dass alle Lieder, an denen ich intensiv arbeite, schlechter sind. Es gibt auch welche, die mich irrsinnig viel Arbeit gekostet haben, die ich trotzdem sehr gerne mag.“ Wenn ihm eine Idee gefällt, nimmt Geißelbrecht sie sofort auf oder schreibt sie nieder, aber das ist seiner Ansicht nach eigentlich nicht nötig, da er seine eigenen Melodien nicht wieder vergisst. Sie bleiben in seinem Kopf. Das Komponieren und Einstudieren seiner Musicallieder macht Geißelbrecht viel Spaß. Seine größte Angst ist es, dass er eines Tages bemerkt, dass ihm keine neuen Melodien mehr einfallen.

Dachsbergbühne trifft Antike

Sprechtext und Liedtexte für die nächste Dachsberg-Musicaleigenproduktion stammen dieses Mal von Geißelbrechts drittältester Tochter Viola, die derzeit Archäologie studiert. Darin verarbeitet sie die griechische Mythologie rund um Ariadne und Minotaurus auf neue Weise. „Ich habe inzwischen für jedes Lied bereits ein Konzept und eine Keyboardaufnahme. Im Moment bin ich dabei, dieses Grundgerüst aus Klavier, Gesang und Bass zu erweitern. Für die völlige Fertigstellung werde ich jedoch noch den Sommer über brauchen.“ Somit starten die Proben für das Musical im Frühjahr 2026 – auch wenn die Rollenverteilung bis Ende April abgeschlossen ist – erst im Herbst. Abschließend verrät Geißelbrecht mit einem Schmunzeln, dass es auch für das nächste Musical im Jahr 2028 schon Pläne gibt, die jedoch vorerst noch geheim bleiben sollen.


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