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Häuser mit bewegter Geschichte: Neues Buch zu Linzer Brückenkopfgebäuden

Karin Seyringer, 25.10.2020 14:02

LINZ. Die beiden Brückenkopfgebäude am Linzer Hauptplatz, zuletzt umfangreich saniert und mittlerweile Heimat der Linzer Kunstuniversität, haben eine bewegte Geschichte hinter sich. Das neue Buch „Strategie der Überwindung“ von Herausgeber Georg Schöllhammer gibt einen umfassenden Einblick in die teils dunkle Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der markanten Bauten im Zentrum der Stadt.

Die beiden Linzer Brückenkopfgebäude (Foto: Faruk Pinjo)
  1 / 6   Die beiden Linzer Brückenkopfgebäude (Foto: Faruk Pinjo)

Im Nationalsozialismus wurden die beiden Gebäude erbaut, darüber, wie die Gebäude genutzt und gestaltet werden könnten, sind teils hitzige Diskussionen entbrannt. Gemeinsam mit der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) unter CEO Hans-Peter Weiss als Eigentümer und Bauherr und Architekt Adolf Krischanitz wurde, unterstützt von Stadt und Land, schließlich eine Lösung gefunden, die Raum für moderne Nutzung bei gleichzeitig kritischer Erinnerung lässt. Die Hauptmotivation der neuen Nutzung der Gebäude war für den ehemaligen Kunstuni-Rektor Reinhard Kannonier „neben einer Entkontaminierung die Frage, ob man einen Nazibau eventuell sogar 'drehen' kann“.

Bildstrecken und mehr

Im neuen Buch kommen Akteure zu Wort, Bildstrecken, die den Bau in der Historie und seiner jetzigen Form sowie seine Stellung im Stadtraum dokumentieren, ergänzen das Buch. Ein Insert stellt das „Kunst & Bau“-Projekt Transzendenzaufzug der deutschen Künstlerin Karin Sander vor.

„Dieses Buch ist einem in vielerlei Hinsicht modellhaften Bauvorhaben gewidmet: der Um- und Neugestaltung der Brückenkopfgebäude in der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz zu einem Standort der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung“, so Architekt Krischanitz und Herausgeber Schöllhammer. „Es ist unsere Pflicht und Verantwortung, uns immer wieder aufs Neue aktiv mit der Geschichte auseinanderzusetzen. Deshalb hat Oberösterreich auch wie kaum ein anderes Land die schrecklichen Taten des NS-Regimes aufgearbeitet, damit auch kommende Generationen immer wieder daran erinnert werden und Lehren daraus ziehen“, betont Landeshauptmann Thomas Stelzer.

Kritische Auseinandersetzung

Dieses Buch sei ein Akt der Aufarbeitung und kritischen Auseinandersetzung. „Aber auch eine kreative und kulturelle Brücke in Richtung Zukunft, in der Verbindendes und Gemeinsames für das Kunst- und Kulturland und für Oberösterreich als Ganzes entstehen kann“, so Stelzer.

Bürgermeister Klaus Luger ergänzt: „Die umfassend renovierten Brückenkopfgebäude stellen ein städtebauliches Statement in der Innenstadt dar – sie sind ein exzellent gelungenes Beispiel für den Umgang mit historisch belasteten Objekten. Aus dem Symbol des NS-Repressionsapparates wurde ein Symbol einer offenen Ermöglichungs-Gesellschaft“, so Luger.

Wagnisreiches Haus

„Das Buch ist ein wichtiger Teil der von der Kunstuniversität stark forcierten geschichtlichen Aufarbeitung. Wir bauen dabei vor allem auf institutsübergreifende Initiativen, künstlerische und gestalterische Interventionen sowie Forschungsprojekte“, so Rektorin Brigitte Hütter. „Die Kunstuni ist ein Haus des Wagnisreichtums, der kritischen Auseinandersetzung und des Experimentierens. Wir lehren an diskursiven, durchlässigen und sichtbaren Orten und setzen uns darin mit den vieldimensionalen Herausforderungen von Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Globalisierung auseinander.“

„Strategie der Überwindung“: Georg Schöllhammer (Hg.), Park Books 2020; 160 Seiten, ca. 100 farbige und SW-Abbildungen, 38 Euro; ISBN 978-3-03860-187-6 Mit Texten von Gabriele Kaiser, Wolfgang Kil, Eva Menasse, Karin Sander und Georg Schöllhammer und Gesprächen mit Brigitte Hütter, Reinhard Kannonier, Adolf Krischanitz und Hans-Peter Weiss Fotos: Faruk Pinjo Gestaltung: SCHIENERL D/AD


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