Brucknerfest Linz 2024 mit Festakt feierlich eröffnet
LINZ. Das Internationale Brucknerfest Linz 2024 ist offiziell eröffnet. Am Sonntag wurde ins Brucknerhaus zum traditionellen Festakt geladen. Zahlreiche Gäste und Spitzen aus Politik, Wirtschaft und Kultur waren vor Ort. Jubilar Anton Bruckner aus verschiedenen Perspektiven beleuchtete Festrednerin, Philosophin und Publizistin Lisz Hirn. Musikalisch umrahmten den Festakt das Bruckner Orchester unter Markus Poschner und das Chorhaus Frohsinn.

Als Gastgeber begrüßte René Esterbauer, Kaufmännischer Geschäftsführer der LIVA, die Festgäste, blickte zurück auf Höhepunkte des Jubiläumsjahres 200 Jahre Bruckner und gab einen Ausblick auf das Brucknerfest 2024. „Die Besucher sind es, die dieses Haus mit Leben füllen“, so Esterbauer. Sein großer Dank gelte dem Team der LIVA, die in der aktuell für das Brucknerhaus herausfordernden Zeit großartiges leisten.
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Diesen Dank wiederholte auch Kulturstadträtin Doris Lang-Mayerhofer, genauso wie die folgenden Festredner. Sie dankte auch für die gelungene Zusammenarbeit mit dem Land OÖ und dem Tourismus. „Dieses Jubiläumsjahr hat vorgemacht, wie sich ein Kulturstandort für die Zukunft aufstellen und das internationale Profil schärfen kann. Die Politik sollte diesem erfolgreichen Beispiel auch bei den Entscheidungen für die Zukunft dieses Hauses folgen. Es kann nur einen Weg geben und das ist der Gemeinsame.“ Das sei ihr Wunsch auch für die Zukunft des Brucknerhauses.
Ihre erste Rede beim Brucknerfest hielt im Anschluss die geschäftsführende Vizebürgermeisterin Karin Hörzing. Sie nahm auf aktuelle politische Entwicklungen in Deutschland und in Österreich sowie Herausforderungen in Linz Bezug. „Nur miteinander können wir aufgebrochene Gräben wieder zuschütten, an gegenseitigen Respekt appelliere ich“, so Hörzing. Gleichzeitig würdigte sie das Brucknerfest als einen Leuchtturm der österreichischen Kultur.
Unter dem Motto „Unendliche Weiten: Bruckners Werk als Griff nach den Sternen“ steht das Festival im Jubiläumsjahr 200 Jahre Anton Bruckner.
„Heute könnte auch ein Neustart sein“
Landeshauptmann Thomas Stelzer bezeichnete Bruckners Musik „verbindend, das ist gerade in herausfordernden Zeiten wie den aktuellen wichtig.“ Er bietet ein Miteinander an. „Heute könnte auch ein Neustart und eine Absage an Befindlichkeiten sein: Machen wir weiter gemeinsame Sache und arbeiten wir zusammen. Meine Hand ist ausgestreckt“, so Stelzer, für den es dafür vom Publikum Zwischenapplaus gab.
Zu Gast war auch Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka. Er hob das Brucknerfest als eines der ganz großen Festivals hervor, dem es immer wieder gelinge, den „Titanen Bruckner und seine solitäre Stellung“ zu zeigen. Sobotka forderte auf, sich von Bruckner und seiner Musik zur Reflexion anregen und inspirieren zu lassen.
„Vom Scheitern packen lassen“
Festrednerin Lisz Hirn beschäftigte sich zu Beginn ihrer Rede auf unterschiedlichen Ebenen mit Jubilar Anton Bruckner. Die österreichische Philosophin und Publizistin Lisz Hirn lenkte ihren Blick aber auch auf die Möglichkeiten von Kunst und Kultur:
„Kunst auf Moral zu reduzieren oder sie gar den gesellschaftlichen Normen unterzuordnen und sie durch die Politik zu instrumentalisieren, all das nimmt der Kunst ihre Schlagkraft. Die Aufgabe der Kunst ist es nicht, die Gesellschaft konkret zu verändern und Lösungen zu implementieren. Dafür muss sich die Politik zuständig fühlen. ‚Die Kunst ist eine Tochter der Freiheit.‘ Wer diesem Satz von Friedrich Schiller zustimmt, muss der Kunst einen Platz jenseits von moralischen und wissenschaftlichen Kategorien einräumen, jenseits von Gut und Böse, von wahr oder falsch. Für sie gelten dann vorrangig Kategorien wie schön und hässlich, berührend oder abstoßend, beruhigend oder packend. Und ich wage mich noch weiter vor, wenn ich behaupte, dass Kunst auch einfach auf der Suche nach dem Schönen, ja überheblich sein darf und – im Gegensatz zu Moral, Wissenschaft und Politik – sogar verantwortungslos sein muss. Wen interessiert noch Kunst, die nichts riskiert, die nicht das Unmögliche versucht? Anton Bruckner griff in seiner Musik zweifellos nach den Sternen. Das Notwendige, das wir als Zuhörer, als sinnliche Menschen, tun müssen, ist, uns vom Scheitern des Künstlers, das exemplarisch für das Scheitern aller menschlichen Bemühungen steht, packen zu lassen.“
Zahlreiche Festgäste
Neben den Festrednern René Esterbauer, Doris Lang-Mayerhofer, Karin Hörzing, Thomas Stelzer, Wolfgang Sobotka und Lisz Hirn unter die Gäste mischten sich Landesrat Michael Lindner, die beiden Landtagspräsidentin Sabine Binder und Peter Binder, die Linzer Stadtregierungsmitglieder Vizebürgermeister Martin Hajart, Vizebürgermeisterin Tina Blöchl, Stadträtin Eva Schobesberger, Stadtrat Michael Raml und Stadtrat Dietmar Prammer.
Zahlreiche Vertreter des diplomatischen Chors waren vor Ort, ebenso viele Vertreter der Religionsgemeinschaften. Mit dabei waren auch die Magistratsdirektorin der Stadt Linz Ulrike Huemer, Linz AG-Generaldirektor Erich Haider, die Linzer Personaldirektorin Brigitta Schmidsberger, der Linzer Finanzdirektor Christian Schmid, der Linzer Kulturdirektor Julius Stieber sowie zahlreiche Vertreter der Universitäten, Hochschulen, Sozialpartner, Interessensvertretungen, Sozialorganisationen, Repräsentanten aus Kultur, Industrie und Exekutive, Tourismus und Wirtschaft.
Besonderen Applaus gab es für Norbert Trawöger, künstlerischer Leiter der ersten oö. KulturEXPO Anton Bruckner 2024.
Uraufführung
Hervorragend musikalisch umrahmt wurde der Festakt vom Bruckner Orchester Linz unter der Leitung von Chefdirigent Markus Poschner und dem Chorhaus Frohsinn mit der Linzer Singakademie, dem Hard-Chor Linz und dem Hard-Chor TNG – The New Generation unter der Leitung von Alexander Koller.
Es erklangen unter anderem Wilhelm Floderers „Bruckner Hymne“ a capella (1894) und die Uraufführung „InstAnt on. A Symphonic Life in 11 Polaroids“ des Welser Komponisten Johannes Berauer. Das Auftragswerk richtete den Blick zurück nach vorne und durchstreifte, frei nach der Devise „Bruckners sämtliche Sinfonien (leicht gekürzt)“, in elf Minuten adaptierend, arrangierend, neu denkend, verfremdend und zitierend dessen elf Gattungsbeiträge.
Aus der Feder des Jubilars Bruckner selbst erklangen alle frühen Orchesterwerke, die im Laufe der vom Herbst 1861 bis zum Sommer 1863 währenden Lehrzeit beim Linzer Theaterkapellmeister Otto Kitzler entstanden, die mit der Komposition der „Studiensinfonie“ f-moll zum Abschluss kam.
Durch den Vormittag führte die Moderatorin, Musikwissenschafterin und ausübende Pianistin Karin Wagner.
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