LINZ. Seit April ist der Ärztenotdienst in Linz im Rahmen eines zweijährigen Pilotprojekts neu aufgestellt: Hausärzte und diplomierte Pflegekräfte des OÖ. Roten Kreuzes leisten gemeinsam notwendige nächtliche Einsätze. Bis 23 Uhr visitieren diensthabende Hausärzte, danach rücken primär diplomierte Krankenpflegekräfte des Roten Kreuzes aus. Durchgehend gleich bleibt mit 141 die Nummer für den Notdienst. Anlass zur Neuregelung gab die Einschränkung des hausärztlichen Bereitschaftsdienstes.

Anfang des Jahres beschlossen die Linzer Vertragsärzte die Einschränkung des ärztlichen Notdienstes: von bisher 19 bis 7 Uhr auf 19 bis 23 Uhr. Auslöser der Reduktion war die beklagte Überlastung durch Bereitschaftsdienste neben dem schon sehr fordernden Ordinationsbetrieb in Linz. Das OÖ. Rote Kreuz, die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK), das Land Oberösterreich und die Ärztekammer für Oberösterreich haben deshalb eine neue Lösung forciert.
„Wir haben die Sichtweise unseres Partners zu respektieren. Umgekehrt war allen klar: Die lückenlose Versorgung unserer Versicherten ist nicht verhandelbar. Hier tragen wir gemeinsam Verantwortung. Also haben wir das einzig Richtige getan: virtuell an einen Tisch setzen, Lösung finden, umsetzen“, erklärt Michael Pecherstorfer, Vorsitzender des ÖGK Landesstellenausschusses.
Geteilte Nacht – gleiche Nummer: 141
Kern des neuen Modells: Hausärzte leisten nun gemeinsam mit diplomierten Fachkräften für Gesundheits- und Krankenpflege vom Roten Kreuz die nächtliche Versorgung in Linz. Damit folgt die Stahlstadt einem europaweit gängigen Weg. Von 19 bis 23 Uhr visitieren diensthabende Hausärzte. Ab 23 Uhr rücken primär diplomierte Krankenpflegekräfte des Roten Kreuzes aus. Die ganze Nacht hindurch bleibt der geteilte Notdienst unter 141 erreichbar.
1450-Team als Rückgrat
Im Einsatz des OÖ. Roten Kreuzes stehen Mitarbeiter der telefonischen Gesundheitsberatung 1450, die vom Rotkreuz-Fahrer des Ärztenotdienstes begleitet werden. In einem Erstgespräch wird auf Basis eines standardisierten und von Medizinern entwickelten Abfrageprotokolls erfragt, was dem Patienten fehlt und welche Hilfe nötig ist. Die Mitarbeiter der telefonischen Gesundheitsberatung 1450 geben medizinisch fundierte Auskünfte bzw. Empfehlungen ab und wissen, wohin sich Anrufende wenden können. Das medizinisch qualifizierte Fachpersonal hilft auch, die Zeit sicher zu überbrücken, bis am nächsten Tag wieder ein Arzt zur Verfügung steht.
Partner sind zufrieden
„Die Umsetzung läuft bisher sehr gut. Unsere diplomierten Pflegekräfte sind zur Stelle, um Menschen professionell zu helfen. Mit ihrer fachlichen Kompetenz stärken sie die Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung und reduzieren nicht notwendige Spitals- Einweisungen. Die neue Lösung sichert die nächtliche medizinische Versorgung in der Landeshauptstadt. Sie steigert zudem die medizinisch fundierte Beratungsqualität durch Einbindung Mitarbeiter der Gesundheitshotline 1450“, sagt Walter Aichinger, Präsident des OÖ. Roten Kreuzes.
Ähnlich sieht das der Präsident der Ärztekammer für Oberösterreich, Peter Niedermoser: „Die Belastung der Ärztinnen und Ärzte in nächtlicher Bereitschaft ist hoch, darum ist dieser neue Weg notwendig. Einmal mehr bewährt sich Kooperationsgeist als stärkster Problemlöser.“
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