Potocnik: „Ein Autokino ist das völlig falsche Signal“
LINZ. Drei Jahre nach dem Aus für die Parkplätze am Urfahraner Marktgelände wird über die Sommermonate ein Autokino mit 250 Fahrzeugen betrieben. Für NEOS-Gemeinderat und Stadtplaner Lorenz Potocnik ein Schritt zurück: „Drei Jahre Nachdenken und zwei Ideenwettbewerbe – und uns fällt nichts anderes ein als ein Autokino?“

Vor knapp drei Jahren wurde die 70.000 Quadratmeter große, bis dahin als Parkplatz genutzte Fläche des Jahrmarktgeländes gesperrt. Seitdem gab es zwei Ideenwettbewerbe, auch für eine Zwischennutzung in den Sommermonaten wäre Spannendes möglich gewesen.
„Statt urbanen, fortschrittlichen Umsetzungen kehrt nun mit einem Autokino der Verkehr und Lärm zurück. Ob das wirklich der große Wurf ist, auf den die Linzer zu Recht gewartet haben? Das bedeutet bei zwei Vorstellungen bis zu tausend An- und Abfahrten in den wenigen Abendstunden“, sagt Lorenz Potocnik von NEOS Linz, der darauf pocht, jene Vorschläge umzusetzen, von denen vor allem die Linzer profitieren.
Die diesen Montag von Bürgermeister Klaus Luger und seinen beiden Vizebürgermeistern präsentierte Idee eines Autokinos bedeutet für Potocnik nicht einen, sondern mehrere Schritte rückwärts: „Statt urbanem Flair, Lebensqualität und mehr Stadtgrün direkt am Wasser kehren jetzt die Autos zurück – obwohl sich 2017 alle klar waren, dass es am Jahrmarktgelände keine Autos mehr geben sollte. „Das ist das komplett falsche Signal! Warum tut unsere Stadtregierung so schwer, dieses Areal professionell zu entwickeln?“
Donauinsel-Idee weiter verfolgen
Grundsätzlich war man sich politisch einig, die hervorgegangene Idee einer Donauinsel weiterzuverfolgen – und das Areal bis zur Umsetzung mit einer zielführenden Zwischennutzung zu bespielen. Vorschläge, die viel bringen, aber wenig kosten, hätte es in den letzten drei Jahren mehr als genug gegeben: Etwa die bestehenden Mini-Grüninseln aufzubrechen und zu vergrößern, um kleine, grüne und schattige Ruheoasen zu schaffen. Man könnte auch temporär Erde aufschütten oder mobile Hochbeete einrichten und Urban Gardening ermöglichen. Eine temporäre Sandfläche in Wassernähe mit Schattenzonen wäre ebenso charmant und innovativ gewesen.
„Alles wäre besser, als der jetzige Zustand oder ein primitives Autokino“, so Lorenz Potocnik. Der von Klaus Luger 2018 zusätzlich ins Leben gerufene Ideenwettbewerb für die Neunutzung des Jahrmarktgeländes erscheint nun als schlechter Witz. Luger selbst jubelte damals über 120 eingegangene Vorschläge, jetzt aber wird die Retro-Idee eines Autokinos auf Wunsch der Betreiber realisiert: „Jeder, der sich an der Ideenfindung beteiligt hat, muss sich gefrotzelt vorkommen.“
Auf dem Areal wird es im Sommer bis zu 60 Grad heiß
Messungen vor Ort haben im Vorjahr ergeben, dass sich die acht Fußballfelder große Fläche an sonnigen Tagen auf fast 60 Grad aufheizt: „Bürgermeister Luger will Linz medienwirksam zur Klimastadt machen. Statt für Grün und eine Beschattung zu sorgen, gibt“s einmal mehr eine XL-Portion Retro in Form eines Autokinos.“ Was bleibt, ist der bereits dritte Sommer, in dem dieses großartige Potential an der Donau und mitten in der Stadt ungenützt blieb. Schlusswort Potocnik: „Innovations- und Klimahauptstadt geht sicher anders.“
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25.05.2020 21:41
Ignorieren der Wähler ist politischer Selbstzerstörungstrieb
Politiker, welche wie Luger (SPÖ) und Hein (FPÖ) oft gegen die klare Mehrheitsmeinung der Wähler verstoßen, schaden sich in einer Art von politischem Selbstzerstörungstrieb selbst. Die Grünen haben nach früher bei ihnen üblicher Missachtung der Wählerwünsche inzwischen leidvoll lernen müssen, den Wählerwillen zu erkunden und darauf Rücksicht zu nehmen, womit Sie laut [1] die SPÖ und FPÖ in kurzer Zeit klar überholen konnten. Die Wählermehrheit will ganz klar die Donauinsel mit einem neuen Wasserarm und sicher kein Autokino an diesem Platz. Laut Online-Umfrage (siehe [2b]) wollen 69,71 % der Befragten eine Realisierung der "Donau-Insel" [2]&[3]. Der Urfahraner Markt und andere "Attraktionen" zehren auch geräuschmäßig an der Lebens- und Wohnqualität in der Ferihumerstraße. Vor gut einem Jahrzehnt gab es dort auch spätabendliche WM-Public-Viewing-Events. Der Krach während der Spieleübertragung war schon nervtötend, das nachherige im-Kreis-fahren in der Ferihumerstraße mit Gehupe und Gegröle war "beeindruckend". Wer in der Ferihumerstraße direkt am Donaudamm wohnt, ist am nächsten Tag nach solchen Events übermüdet und wie gerädert. Da Kinos bekanntlich auch eher im Dunkeln stattfinden und es im Sommer bekannterweise erst sehr spät dunkel wird, kann man davon ausgehen, dass den Anrainern erst recht wieder die Nachtruhe genommen wird! Zusätzlich wird nach Sonnenuntergang die Lichtverschmutzung der hellen Kinoleinwand wahrscheinlich eine Vielzahl von Insekten wie Gelsen oder Nachtfalter und Fledermäuse anziehen. Bei Tages-Vorführungen hingegen wäre davon auszugehen, dass die Rettungsorganisationen im Dauereinsatz wären, um Hitzekollaps und andere Überhitzungsschäden abzutransportieren. So einträglich ein Corona-Retro-Autokino von den Betreibern jetzt auch noch gesehen wird: Das Jahrmarktgelände ist dazu sicher nicht geeignet! Das klimatisierte MegaPlex in der Industriezeile oder in der Plus City ist im heißen Stadt-Sommer klar vorzuziehen. Quellen: [1] https://www.oe24.at/oesterreich/politik/OeSTERREICH-Umfrage-OeVP-erreicht-mit-45-neuen-Rekordwert/427399714 [2a] https://www.linza.at/donauinsel-linz/ [2b] https://www.linzwiki.at/wiki/Linzer_Donauinsel/ [3] https://www.linza.at/wp-content/uploads/2018/06/Donauinsel-neu-770.jpg
24.05.2020 12:42
Liegestühle statt Blechlawine
2020 in einer europäischen Stadt den Besuch eines Freiluftkinos an Autobenutzung zu knüpfen ist nicht nur dreist sondern eigentlich auch richtig dumm. Vor allem, wenn man Klimahauptstadt werden will. Warum geht sowas durch? In einem Auto werden schätzungsweise 2 Personen sitzen - da könnte man doch das ganze Blech und die Abgase weglassen und Leute mit Sicherheitsabstand jeweils zu zweit auf einem Liegestuhl sitzen lassen. Dann dürfen auch Leute hin, die kein Auto haben.