Die Branche ist anfällig für dubiose Geschäftemacher, denn der Umgang mit dem Tod ist erschreckend lasch reguliert. Die Berufsbezeichnung „Bestatter“ ist nicht geschützt; die Bürokratie tobt sich lieber in der Friedhofsgebührenordnung aus, eine Zulassungvoraussetzung oder gar eine amtliche Prüfung zum Bestatterberuf verschmäht sie. So blüht die Tätigkeit der Bestatter vielerorts im Verborgenen und das nutzen einige, wenn auch nicht alle Bestatter aus.

Daran sind die Angehörigen nicht ganz unschuldig. In einer Gesellschaft, in der sich traditionelle Familienbindungen auflösen, in der die Großfamilie ausstirbt, die Mobilität zunimmt und die Familienmitglieder entfernt von einander wohnen, muss der Tod eines Angehörigen zwangsläufig „outgesourct“ werden. Er wird an Fachleute übergeben, die den Sterbefall anstelle der Angehörigen abwickeln. Diesem Fachmann, dem Bestatter, kommt somit die Rolle einer Autorität zu. Die Bezeichnung „Bestattungsinstitut“ suggeriert einen offiziellen, einen behördlichen Charakter. Der Beiname „Pietät“ (lat. Frömmigkeit) suggeriert sogar mehr: mit ihm verbinden sich Werte wie Pflichtgefühl, Moral, Ethik, Würde und Anstand. Doch sind Qualität und Redlichkeit eines Bestattungsinstituts für den Kunden nicht immer zu erkennen. Qualitätszeichen, von diversen Verbänden verliehen, bieten zwar eine erste Orientierung, verwirren aber durch ihre Anzahl (rund ein Dutzend) und überfordern die Angehörigen, den Wert dieser Gütezeichen und -siegel einzuschätzen.
Hinzu kommt der psychologische Druck: trotz Trauer und Erschöpfung müssen weitreichende Entscheidungen getroffen, müssen viele Aufgaben erledigt werden. Die Zeit dafür ist begrenzt. Eine vermeintliche Verpflichtung gegenüber dem Verstorbenen führt dann dazu, dass die geschäftliche Seite einer Bestattung nicht kühl erwägt, sondern hastig absolviert wird. Oft wird ohne Preisvergleich beauftragt.
Die Konsequenz: man sollte sich frühzeitig informieren, was bei einem Sterbefall zu tun ist und worauf man achten muss. Wenn es soweit ist, kann man dann in Ruhe zwischen Alternativen wählen und muss nicht unter Zeitdruck das erstbeste (und zu teure) Angebot annehmen.
Der Rat, schon zu Lebzeiten für seinen Tod vorzusorgen, zum Beispiel durch Abschluss eines Vorsorgevertrages, ist zwar vernünftig, aber für die meisten sehr schwer in die Tat umzusetzen. Weil der Tod noch immer ein Tabuthema ist, schrecken viele davor zurück, sich mit den finanziellen Folgen eines Sterbefalls genauer zu befassen. Die Angehörigen, noch unter Schock stehend, versuchen jede weitere belastende Auseinandersetzung zu vermeiden mit dem Bestatter oder mit anderen Leuten, die Geld an ihnen verdienen. Statt mit schwerem Herzen sollten Sie mit kühlem Kopf und spitzem Bleistift zum Bestatter gehen.