Zugegeben – es gibt Automobile, mit denen man angenehmer und vor allem auch billiger nach Berlin kommt. Kein Mensch braucht einen 431 PS starken, offenen Kurvenfresser für einen Autobahntrip in das Waldorf Astoria Berlin. Das Hirn schreit laut: Turbodiesel! Mein Herz noch lauter: BMW M4 Cabriolet!

Schlussendlich hat dann doch das Herz gewonnen, ich habe den TDI links liegen gelassen und mir dieses betörende BMW M4 Cabriolet für die Reise in die höchsten Suiten Berlins im Waldorf Astoria gekrallt. Mal sehen, ob auch der M4 die Bandbreite zwischen gemütlich und sportiv so perfekt hinbekommt, wie mittlerweile alle neuen BMW.
Ich wähle die Strecke über Passau – will heißen: Autobahn pur bis rauf nach Berlin. Trübe 500 Kilometer mit viel Verkehr, teuren Tankstellen, allerdings auch hin und wieder unterbrochen von kurzen Highspeed-Lichtblicken. Das Wetter ist durchwachsen, eigentlich perfekt fürs Offenfahren, nur halt nicht auf der Autobahn. Also bleibt das blecherne Faltdach geschlossen. Ebenso die Auspuffklappen. Wir wollen ja nicht komplett derrisch in Berlin ankommen. Als „Fahrerlebnis“ wähle ich am Kippschalter ausnahmsweise mal nicht meine Lieblingsprogramme SPORT oder SPORT Plus aus. ECO steht für Komfortfederung, indirekte Lenkung und frühes Hochschalten, also geräuscharme, komfortable und effiziente Fortbewegung. Sollte für den Trip perfekt passen.
Und so geht’s dann auch auf die Autobahn. Ich klinke mich mit meinem Geschoss auf der linken Fahrspur ein, dank Radar-Tempomat schaffe ich den ersten Streckenabschnitt in Österreich ohne Stress und Strafen. Bei Tacho 145 langweilt sich mein M4 genauso wie ich. Die Nadel des Drehzahlmessers kommt kaum über Leerlauf hinaus, der achte Gang des Doppelkupplungsgetriebes (DKG) ist Dauergast. Ich zappe durch den Bordcomputer: Die Verbrauchsanzeige zeigt einen Schnitt von 7,8 Liter an. Respekt!
Endlich erreichen wir Deutschland. Jetzt darf mein Kumpel zeigen, was er so draufhat. Charakteristik geschärft und kräftig am Gas gemolken. Der dicke Kerl vorne brüllt auf, DKG schaltet zwei, drei Stufen zurück und die Auspuffanlage spielt Jericho. Gleichzeitig verhärtet sich Lenkung und Fahrwerk. Das Vieh springt hungrig nach vorne, mein Adrenalinspiegel schnellt nach oben. Überholprestige ist beim M4 nicht nur ein Wort. Am liebsten würde ich jetzt die Autobahn verlassen und Berlin über gekringelte Bundesstraßen ansteuern. Aber wir wollen ja ankommen. Mit weit über 200 Sachen machen wir so richtig Meter. Bis dann doch der Verkehr zu dicht und mein Stresspegel zu hoch wird. Gut, dass es das ECO Programm gibt. Mittlerweile hat sich der Durchschnittsverbrauch bei gut elf Litern eingependelt.
Kurz vor Berlin ist dann Zeit für Oben-ohne. Das Dach faltet sich gemütlich in den Kofferraum. Der Auspuffsound ist offen einfach betörend. Die Blicke der Passanten verfolgen uns – ob bewundernd oder nur neidvoll – uns ist es egal. Bollernd drehen wir noch eine Ku'damm-Runde bevor wir im Waldorf-Astoria Berlin einchecken. „Schönes Auto haben Sie da“, meint der Bellboy lapidar und stellt unseren M4 in die Tiefgarage.
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