Man sollte sich durch den Namen nicht abschrecken lassen. Höll bedeutet im Steirischen nicht die Hölle auf Erden, sondern eine steile, unwegsame Felsenschlucht, durch die sich der von unzähligen Wasserfällen zuvor gespeiste Riesachbach in den Abgrund stürzt: Zweimal über 70 m hohe Geländestufen als höchster Wasserfall der Steiermark. Eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges, die durch den neuen Alpinsteig nun hautnah zu erleben ist.
von Michael Wasner
Zwischen Gasthof und Riesachbach beginnt ein mit Holztreppen und Geländer gut abgesicherter Steig, der uns stets in Bachnähe vorbei an schönen Aussichtspunkten den unteren Teil des Wasserfalles überwinden lässt. Über eine Holzbrücke wird dann die Bachseite zu einer Weggabelung gewechselt. Folgt man dem Wegweiser „Gfölleralm Riesachsee“ links, so erreicht man nach wenigen Metern die bequem aufwärts führende Forststraße. Rechts beginnt der Alpinsteig, der uns nach einigen Kehren über eine luftige, 50 m lange Hängebrücke den tiefen Schluchteinschnitt queren lässt. Weiter oben, auf massiver Metallbrücke, ein weiteres Mal. 2 Schaustege und 15 stabile Stiegen mit insgesamt 94 m Länge, allesamt mit Geländer bestens abgesichert, bahnen in der tosenden Felsschlucht den Weg nach oben zur Gfölleralm (1.360 m – 1 Std.), wo uns eine urgemütliche Almhütte zur Rast und Einkehr erwartet. Vorne ausgebreitet der Riesachsee. Dunkelgrün und geheimnisvoll ruhen seine Wasser zwischen Wäldern eingebettet und von hohen Bergen umgeben in einer Oase der Stille. Welch ein Gegensatz zur Wildheit, kurz zuvor, im Canyon. Ein weiteres lohnendes Wanderziel wäre die Preintalerhütte, die bereits weit hinter dem See, oberhalb eines Wasserfalls, zu sehen ist. Der Weg dorthin führt am Seeufer entlang in ein vom Oberlauf des Riesachbaches in weiten Mäandern durchzogenes Moorgebiet. Einsamkeit und Ruhe bleiben auch hier unsere Begleiter. Das Rauschen zu_ ießender Wasserfälle ist das einzige Geräusch, welches die große Stille dieses verträumten Hochtales durchbricht. Almen schließen sich an. Als Letztes erreichen wir nach weiteren 45 Minuten die auf 1.414 m gelegene Kotalm, wo sich auch die Talstation des Materialliftes zur Preintalerhütte be_ ndet. Dahinter verlassen wir den Forstweg links auf einem ansteigenden Pfad. An einer Geländestufe wird dieser felsiger und steiler. Schon ist das Rauschen des nächsten Wasserfalles zu hören, den wir kurz danach auf einer Holzbrücke überschreiten. Das letzte Teilstück hinauf zur Preintalerhütte (geöffnet 1. Wochenende im Juni bis 1. Wochenende Oktober, Tel.: 0664/1448881) wird auf weiten Kehren problemlos überwunden (1.657 m – 2 ¼ Std.). Auf dem Boden der Waldhornalm an eine Berg_ anke gelehnt, ist die seit 1891 bestehende und 1977 erweiterte Schutzhütte ein wichtiger Stützpunkt für Alpintouren ins Hochgebirge. Wer Zeit hat, sollte hier nächtigen und am nächsten Morgen in 2 ½ Stunden in den Klafferkessel (2.200 m) aufsteigen: 30 Bergseen, viele mit Eis bedeckt, leuchten aus dem Urgestein und bilden die Quellregion der „Wilden Wasser“. Wir begnügen uns jedoch mit einer Hüttenrast und folgen dem nassen Element auf gleicher Route wieder zurück ins Untertal.
ANFAHRT
A 9 Liezen – B 320 bis Abfahrt Schladming Mitte und über Rohrmoos-Untertal ans Ende der gebührenpfl ichtigen Untertalstraße (Ticket PKW incl. Klammbegehung 6 Euro).
AUSGANGSPUNKT: Parkplatz und Busstation Gasthaus
Riesachwasserfall (1.075 m).
TOUREN-INFO
GEHZEIT: 4 – 4 ½ Stunden
ANSTIEGE: ca. 600 m
WEGBESCHAFFENHEIT: gut markierte, gefahrlose Almwege
und Bergpfade, lediglich der Alpinsteig
– kann umgangen werden
– erfordert eine Portion Schwindelfreiheit.
Hier können Sie den Wandertipp downloaden.